CD Kritik Progressive Newsletter Nr.69 (07/2010)
Mr.Gil - Skellig
(45:30, Oskar, 2010)
Nach seinem Ausstieg bei Collage, wohl der bekanntesten und erfolgreichsten polnischen Neo Prog Formation der 90er, versuchte sich Gitarrist Mirek Gil erst mit eher mäßigem Erfolg unter dem Pseudonym Mr.Gil, um später mit Believe eine neue musikalische Heimat zu finden. Doch dieses Jahr erschien auf einmal wieder ein Mr.Gil Album, das jedoch einen ganz anderen Weg verfolgt und in mehrerer Hinsicht eine Rückkehr zu den eigenen Wurzeln darstellt. Mit dabei sind nicht nur Musiker von Believe und teils ehemals Collage (u.a. Schlagzeuger Wojtek Szadkowksi, gleichzeitig kreativer Kopf hinter Satellite), auch der überaus melancholische Grundansatz und Texte, die komplett in Polnisch gehalten sind, sorgen für eine ganz weite Rückkehr in die Anfangszeit von Collage. Dies bedeutet also keinen hymnischer, sinfonischer Neo Prog, sondern eher düsterer Art Rock, der vor allem von schwebenden, weit ausholenden Gitarrenmelodien getragen wird, während man komplett auf Keyboards verzichtet. Der Gesamtsound ist somit eher erdig, rockig, rudimentär, weniger sinfonisch, bombastisch. Einzig das knapp 3-minütige "Rzeka" fällt als simple Rocknummer aus dem Kontext, ansonsten wird dieses Album von ausladenden, atmosphärischen Passagen bestimmt. Wenn man trotz der ergreifenden Stimmungstiefe einen Kritikpunkt anführen möchte, ist es, dass die ähnlich gehaltene Grundstimmung etwas die inhaltlich Abwechslung vermissen lässt. Dafür trägt das intensive und sehr gefühlvolle Gitarrenspiel, aber auch der mit einem traurigen Unterton versehene Gesang die Songs fast von alleine. Kurz auf den Punkt gebracht: "Skellig" das sicherlich beste Album, das Marek Gil seit dem Ende von Collage auf die Beine gestellt hat.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2010