CD Kritik Progressive Newsletter Nr.69 (07/2010)

La Maschera Di Cera - Petali di fuoco
(56:51, Immaginifica, 2009)

Man bekommt, was man erwartet. So schnell und einfach könnte die Kritik zu "Petali di fuoco", dem neuesten Studioalbum von La Maschera Di Cera, geschrieben sein. Ein paar mehr Infos dürfen es dann schon sein, denn zwar spielt die Band aus Mailand wieder exzellenten Retro Prog italienischer Prägung, wurde sie einmal mehr von Franz Di Cioccio (P.F.M.) produziert, doch kleinere, behutsame Kurskorrekturen wurden ebenfalls vorgenommen. Zuerst fällt am augenscheinlichsten auf, dass sich La Maschera Di Cera immer mehr weg vom Longsong Format, hinzu kompakteren Strukturen bewegen. Auf "Petali di fuoco" erreicht kein Track mehr als 8 Minuten, ist sogar richtig schön historisch an alte Vinylzeiten erinnernd das Material auf je 5 Titel in "Seite A" und "Seite B" aufgeteilt. Doch heißt die konzentrierte Herangehensweise keineswegs Verzicht auf komplexe Instrumentalteile oder weniger Wechsel aus lyrischen und heftigen Passagen. Vielmehr hat die Band einen überzeugenden Weg gefunden, mit weniger Ausschweifungen genau den gleichen Effekt zu erzielen, als ob man Fragmente in ein großes Epos packt. Neben der stimmlichen Wucht von Frontmann Alessandro Corvaglia überzeugt ebenso der gelegentliche Blick über den progmusikalischen Tellerrand, da La Maschera Di Cera zwar mehrheitlich auf die Vergangenheit setzen, aber in Sound und Stilistik mitunter die eigenen Grenzen aufbrechen und nicht nur im Gestern leben. Kürzere, leicht jazzige Passagen, der geschmackvolle Einsatz von Flöte und wechselnde Tastenklänge (von Mellotron bis E-Piano) mischen instrumental auf. Doch vor allem schaffen es eben nur italienische Bands mit ihrem gehörigen Anteil "Emozione", die entsprechenden Gefühle auszulösen. Oder eben doch ganz einfach: man bekommt, was man erwartet.

Kristian Selm



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