CD Kritik Progressive Newsletter Nr.69 (07/2010)

Mars Hollow - Mars Hollow
(57:33, 10t Records, 2010)

Zwar handelt es sich bei dem titellosen Erstling von Mars Hollow um ein Debütalbum, doch das Quartett aus dem südkalifornischen San Fernando Valley kann bereits auf einiges an musikalischer Erfahrung zurückblicken. So klingt dieses Album keineswegs nach einem ersten Gehversuch, sondern hat so etwas wie die gewisse Souveränität des Alters. Liest man sich zudem durch die begeisternden Kommentare auf der Website der Band, so scheinen sie mit ihrem Retro Prog amerikanischer Prägung eigentlich alles richtig gemacht zu haben und genau den Nerv des entsprechenden Zielpublikums zu treffen. Während die ersten drei Minuten des Openers "Wait for me" deutlich von King Crimson inspiriert sind, folgt ab Minute 3 und ebenso im weiteren Verlauf des Albums eine gesunde Mixtur aus griffigen Harmonien und Melodien mit lässiger US-amerikanischer Tendenz und instrumentalen Ausschmückungen u.a. mit dem entsprechenden analogen Tastenarsenal. Ob nun ausufernde Keyboardläufe oder sinfonische Vollbedienung mit leichten Reminiszenzen an Yes und ELP, Mars Hollow machen absolut keinen Hehl daraus, wo ihre musikalischen Wurzeln liegen. Dabei entsteht aber keineswegs zu verkopfter bzw. verkrampft bemühter Retro Schmalz, sondern das selbst Erdachte verfügt noch über genügend Originalität und wird vor allem durch eine lockere Spielweise und immer wieder eher zurückhaltende, fast schon mainstreamige Passagen bestimmt. Die Soli an Gitarre und Keyboards kommen genau auf den Punkt und mit Laufzeiten zwischen 5-9 Minuten, sowie einem Ausreißer jenseits der 12 Minuten, verliert sich die Band ebenfalls nicht in epischer Bedeutungslosigkeit. Gut gemachte Retro Scheibe, die in jeglicher Hinsicht keine Kopfschmerzen verursacht.

Kristian Selm



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