CD Kritik Progressive Newsletter Nr.69 (07/2010)
Mammooth - Back in Gum Palace
(43:08, Privatpressung, 2010)
Oftmals hört man mit geschultem Ohr und reichlicher musikalischer Erfahrung einer Band an, aus welcher Region bzw. Land sie stammt. Natürlich bzw. glücklicherweise existieren ebenso Ausnahmen, die einen bei einer offensichtlichen Zuordnung komplett auf eine falsche Fährte führen. Mammooth sind so ein Fall. Ohne abwertendes Vorurteil, hätte man den treibenden Gitarren / Alternative Rock mit leicht psychedelischer Schlagseite, den komplett akzentfreien Gesang und die ergreifende, völlig ohne Pathos und mediterrane Note auskommende Schönheit der Melodien, niemals mit Italien in Verbindung gebracht. Doch die Band aus Rom überrascht völlig klischeefrei in mehrer Hinsicht überaus positiv. Stehen zu Beginn des Albums wunderbare alternative Pop/Rock-Perlen, bei denen nicht nur die angenehme, warme Stimme von Riccardo Bertini im Ohr hängen bleibt, so flirtetet das Instrumental "The day I stood still for the last" heftig mit Post / Psychedelic / Electronic Rock. Im weiteren Verlauf des Albums variiert das Quintett aus der ewigen Stadt seine melodie- und songtrunkenen Ansatz mal mit elektronischen Spielereien, erdigen Rockriffs oder einfachen Pop Ideen, die ganz selten eine Spur flach ("Me at my most") ausgefallen sind. Neben seiner ansteckend lockeren, modernen Stimmung, stehen zwar die Gitarren meist im Fokus, jedoch ohne dass man von Saitenattacken erschlagen wird. Die Verbindung aus mehr experimentellen Instrumentals und ergreifenden Melodien sorgt inhaltlich für die genau richtig dosierte Abwechslung. Mammooth betrachten sich selbst zu Recht nicht als Avantgarde, sind aber offen genug, die düsteren und improvisativen Seiten der verschiedenen Genres auszuloten. Ein weiteres Album aus dem alternativen-progressiven Randbereich, das für offene Ohren genügend Überraschungen und spielerische Schönheit bietet.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2010