CD Kritik Progressive Newsletter Nr.69 (07/2010)
Lucifer Was - The crown of creation
(45:08, Transubstans Records, 2010)
Auch wenn Lucifer Was bereits seit Anfang der 70er Jahre existieren, so kamen sie veröffentlichungstechnisch erst in den 90er Jahren so richtig in die Gänge. Ihr fünfter Longplayer nennt sich "The crown of creation" und wer natürlich solch einen Albumtitel wählt, bietet geradezu eine Steilvorlage, dies wortwörtlich als Vergleich für den musikalischen Inhalt zu verwenden. Und hier verhält es sich auf den ersten Blick nicht anders als bei den anderen Studioalben der Norweger. Das Material klingt gut abgehangen, ordentlich und souverän ausgedacht, wurde dieses Mal sogar mit orchestralen, klassischen Einflüssen in Zusammenarbeit mit dem Kristiansand Symphony Orchestra verfeinert. Doch trotz dieser neuen, teils interessanten Facette, ist dies inhaltlich leider keineswegs die Krone der Schöpfung. Letztendlich wirkt vor allem der sinfonische Beitrag deutlich eine Spur zu dick aufgetragen, hin und wieder fast schon schmalzig und kitschig, fehlt dem Album oftmals ein rockiges Gleichgewicht. In den guten Momenten bekommt man wunderschöne Flöten- bzw. Violinenpassagen zu hören, agieren Band und Orchester wuchtig und kraftvoll zusammen als Einheit. Gerade wenn sich Rock- und Klassik Instrumentarium gekonnt die Themen zuwerfen, blitzt auf, was Faszinierendes aus diesem Miteinander erschaffen werden kann. So hört man der Musik zweifellos an, dass hier vor allem sehr detailverliebt gearbeitet wurde, auch das Orchester nicht nur als beliebiges Beiwerk dienen sollte. Melodietrunken und dramatisch in Szene gesetzt, bekommt man jedoch vielfach den Eindruck nicht los, dass die inhaltliche Ausgestaltung einfach zu viel auf Effekt und Pathos und weniger auf überzeugende, inhaltliche Dramatik setzt. Dennoch sollten Fans von Rockopern mit deutlicher Schlagseite hin zur orchestralen, klassischen Seite, auf jeden Fall einen Anhörer riskieren.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2010