CD Kritik Progressive Newsletter Nr.69 (07/2010)
Hune - De l'autre côté du monde
(59:08, Privatpressung, 2009)
Die echten Glücksmomente, wieder mal eine interessante, neue Band gefunden zu haben, sind selten geworden. Schon zu oft wurde man durch begeisternde Kritiken auf falsche Fährten gelockt, förderte der eigene Höreindruck eine ganz andere Beurteilung zu Tage als das, was man sich aufgrund salbungsvoller Worte anderer ausgemalt hatte. Natürlich sorgen auch Kommentare wie "Hune's erstes Album ist ein fabelhaftes Debüt voll einprägsamer Melodien, dichtem Aufbau und wundervollem Gesang" oder "wäre dieses Album in Frankreich vor 30 Jahren veröffentlicht worden, wäre es zu einem der klassischen französischen Progressive Rock geworden" für eine gewisse, gesunde Grundskepsis (eine eben typisch deutsche Denkweise), aber trotzdem wird ebenfalls der eigene Entdeckergeist geweckt. Um erst einmal ein paar Informationen zurechtzurücken. Hune ist ein Zwei-Mann-Projekt aus dem kanadischen Québec, bestehend aus dem Multi-Instrumentalisten Daniel Couturier und Sänger André Bourget. Dies führt auch leider gleich zum ersten Schwachpunkt: das Schlagzeug klingt recht steril, der Rhythmus wirkt mitunter etwas hölzern. Dafür ist Monsieur Couturier ein veritabler Keyboarder und ein guter Gitarrist der flirrenden, ruhigen Töne, mit einigen expressiven Ausbrüchen. Genau darauf setzt er auch in seinen Kompositionen, die eher im Mid-Tempo Bereich angesiedelt sind und sich vor allem in den akustischen Passagen am besten entfalten. Sein Partner André Bourget verfügt über eine angenehme, mitunter etwas unsicher wirkende Stimme und fügt sich recht gut in den nicht nur aufgrund der Sprache typisch francophil klingenden Retro Prog ein. Doch bereits der über 24-minütige Titelsong offenbart einen weiteren Schwachpunkt dieses Duos. Während einige Songpassagen wirklich gut austariert sind und eine ganz eigene Schönheit entfalten, wirkt dies auf epische Songlänge ausgedehnt doch zu aufgeblasen. Einige Kürzungen hätten dem inneren Spannungsbogen sicherlich gut getan. Genau dies ist so etwas wie das grundsätzliche Manko dieser in Ansätzen gut erdachten Scheibe. Weniger wäre mitunter einfach mehr gewesen, da eben einige viel versprechende Ansätze vorhanden sind. Gerade das 11-minütige "Citadelle" zeigt die Richtung auf, setzt es gekonnt Bombast und leicht Einflüsse von Yes und Gentle Giant in ein eigenes Songbild um. Da auch diese Worte natürlich einer Überprüfung standhalten sollten, bleibt hier nur der Verweis auf MySpace.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2010