CD Kritik Progressive Newsletter Nr.69 (07/2010)

Rudolf Heimann - Tide
(63:59, Spheric Music, 2010)

Nach langer Zeit meldet sich der Iserlohner Musiker Rudolf Heimann mit einem neuen Werk wieder zu Wort. Mit Alben wie "Trancefer" oder "Twilight voyager" hatte er sich in der Elektronik-Szene bereits einen Namen gemacht, danach wurde es eine Weile ruhig um ihn. Die ersten beiden Titel schrecken mich zunächst ein wenig ab. Stampfende Rhythmen und Melodien, die zwar schnell ins Ohr gehen, aber doch - gerade auf dem zweiten Titel "Driftwood" - ein wenig banal erscheinen. Da macht sich schnell eine gewisse Enttäuschung breit. Das Interesse sinkt rapide und ich höre nur noch mit halbem Ohr hin. Doch irgendwann am Ende des zweiten Stückes horche ich auf. Die erwähnten stampfenden Rhythmen wurden ausgeblendet, stattdessen wird es leicht sphärisch-sinfonisch. Ein sehr schöner Auslauf eines ansonsten eher gruseligen Titels. Aber er macht Hoffnung, dass es auch etwas anspruchsvoller und tiefgründiger geht als noch zu Beginn. Und zum Glück setzt Heimann im weiteren Verlauf mehr auf diese Karte denn auf flache Rhythmik und Melodik. Das nachfolgende "Staring at the sea" macht dann da weiter, wo das anfangs schwache "Driftwood" aufgehört hatte. Feine Sequenzen, schöne Melodielinien, die sich nachhaltig im Gehörgang festsetzen, aber eben ohne kitschig zu klingen, und ein warmer sinfonischer Sound. So weiß mir "Tide" dann nach einigen Anlaufschwierigkeiten schließlich doch noch zu gefallen, denn Heimann hält für den Rest des Albums dieses ordentliche Niveau.

Jürgen Meurer



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