CD Kritik Progressive Newsletter Nr.69 (07/2010)
Gnomen - Last caravan to the stars
(60:31, Privatpressung, 2009)
Der Name "Gnomen" sagte mir bis dato rein gar nichts und ich behaupte mal, hierzulande dürfte der Bekanntheitsgrad stark gegen Null tendieren. Praktisch also, dass Gründungsmitglied Rick Lombardi im Booklet den Werdegang dieser Band beschreibt. Man startete Anfang der 70er unter dem Namen Delhi Gnomen, und 30 Jahre nach Fertigstellung der ursprünglichen Songs kam der Gedanke an eine Wiederbelebung auf. Dies mündete schließlich in der vorliegenden CD-Veröffentlichung. Die hier präsentierte Musik wurde von einem Trio eingespielt, wobei es eigentlich Duo heißen müsste, denn der dritte Mann, Dennis Natoli, war hauptsächlich für die Texte zuständig und streute hier und da noch ein paar elektronische Effekte ein. Multitalent Lombardi, verantwortlich für die Arbeit an Gitarren, Keyboards, Bass und Drums, wird hier begleitet von Steve Haich, der neben den Gesangsparts hauptsächlich für die Gebläseabteilung zuständig ist und ein paar Perkussionsparts zusteuert. Das Album klingt allerdings keineswegs nach einem Duowerk, bei mir kam niemals der Verdacht auf, dass es sich hierbei nicht um ein typisches Bandwerk (Quartett oder Quintett) handeln würde. Eine musikalische Einordnung ist gar nicht mal so einfach, denn das, was Gnomen hier präsentieren, hat durchaus einige Facetten im Angebot. Zum einen ist da sicherlich ein gewisser sinfonischer Ansatz, und so ist es auch kein Zufall, dass beispielsweise gelegentlich auch mal ein Mellotrönchen zu hören ist. Aber reiner Sinfonik-Wohlklang ist nicht ihre Sache, denn das wohl etwas stärker ausgeprägte Element ist der Jazz-Rock, der speziell durch die Gebläse-Präsenz von Steve Haich zum Vorschein kommt. Bisweilen wird das Saxophonspiel sehr stark in den Vordergrund gestellt, ohne dass es aber zu sehr den Sinfonik-Fan ohne Faible für Jazzrock verschrecken sollte. Den Amerikanern gelingt es, ein recht ausgewogenes Gebräu aus schrägeren wie auch moderaten Jazzrock-Tönen, rockigen Parts und sinfonischen Einlagen anzubieten. In den ruhigeren Passagen erinnern sie mich an typischen Mitt-70er US Symphonik-Sound, die schrägeren Jazzrock-Anteile bilden einen interessanten Kontrapunkt, und auch an alte King Crimson Tage erinnernde Passagen sind zu vernehmen. Sie haben eine durchaus beeindruckende Bandbreite anzubieten, was beispielhaft an dem abschließenden Titelsong deutlich wird. Nicht spektakulär, aber immerhin ein Antesten wert.
Jürgen Meurer
© Progressive Newsletter 2010