CD Kritik Progressive Newsletter Nr.69 (07/2010)

Ayin Aleph - Aleph II
(49:01, Invencis / Twilight, 2010)

Ayin Aleph ist eine in Paris lebende Exilrussin mit ägyptischen Roots, wie das Promoblatt willkommenerweise souffliert. Außerdem hat sie der Stimme, die Isis und Osiris ihr schenkten - und die bisweilen schon fast unheimlich an Renate Knaup-Krötenschwanz (Amon Düül) erinnert - mit klassischer Ausbildung ein permanentes, opernhaft-dramatisches Tremolo anerzogen. Wenn sich das in wildbewegten Songs wie "My bloody marriage" über einer Kirchenorgel wie aus Schurkenszenen in Edgar Wallace-Filmen erhebt, dann bleibt kein Auge trocken. Noch häufiger wird zu gehämmertem Piano und / oder zirpendem Cembalo soliert. Besonders gekonnt ist der gelegentlich dicht im Multitracking aus Ayins Stimme gewobene Harmoniegesang. Ihre dramatischen Koloraturen sind eine Art Ausdruckstanz mit der Stimme und mal ganz sicher nicht jedermanns Sache. Dennoch sticht das Ergebnis so prächtig aus dem Veröffentlichungseinerlei ab, dass es hier nicht unerwähnt bleiben sollte.

Klaus Reckert



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