CD Kritik Progressive Newsletter Nr.69 (07/2010)

Conqueror - Madame Zelle
(71:54, Ma.Ra.Cash Records, 2010)

Bisher gehörte die sizilianische Band Conqueror mit ihren Alben eher zur zweiten Garde der aktuellen Bands aus Italien. Auch der eigene Eindruck bei deren Auftritt beim letztjährigen Prog-Resiste Festival in Verviers bestätigte diese Beurteilung. Mit typischer südländischer Leidenschaft und emotionaler Begeisterung wurde hier überaus sympathisch und nuancenreich musiziert, doch kompositorisch fehlte eben einfach der letzte entscheidende Moment für mehr. Mit "Madame Zelle" - einem Konzeptalbum über das Leben von Mata Hari - hat man das mittlerweile vierte offizielle Studioalbum am Start und um es kurz auf den Punkt zu bringen: auch hier gilt im Prinzip wieder das zuvor Gesagte. Das bedeutet auf der einen Seite, dass hier wieder sehr gekonnt die beiden Schwestern Simona und Sabrina Rigano solistisch mit Saxophon, Flöte und Keyboards arbeiten und man der Musik deutlich anmerkt, welch gefühlvolle Variationsreichtum und Verspieltheit hier an den Tag gelegt wird. Doch auf der anderen Seite wirkt wie bei den Vorgängern der Gesang von Simona Rigano immer etwas beiläufig, wechseln sich geschickt und interessante gestaltete Parts mit eher ordentlichen, soliden Momenten ab. Trotzdem ist "Madame Zelle" insgesamt ein wirklich gutes Album, sogar das definitiv beste von Conqueror, da hier vermehrt die spielerischen, instrumentalen Highlights und vor allem der gut austarierte Einsatz der Blasinstrumente, sowie folkloristische Ausflüge im Vordergrund stehen. Wer also seine Retro Prog italienisch und sinfonisch geprägt mag, sollte hier ruhig mal ein Ohr riskieren.

Kristian Selm



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