CD Kritik Progressive Newsletter Nr.69 (07/2010)
Computerchemist - Aqual measure
(62:31, Terrainflight, 2009)
Computerchemist, im wahren Leben Dave Pearson, wurde an dieser Stelle bereits kürzlich gewürdigt. Mit "Aqual measure" ist nun das zurzeit aktuelle Album an der Reihe, sein bisher insgesamt viertes Werk. Auf fünf Titeln bringt der in Ungarn lebende Brite an Berliner Schule angelehnte Elektronikmusik unters Volk, die ich ohne Zögern als erstklassig bezeichnen darf. Seinen bereits in den letztens besprochenen Alben präsentierten Stil hat er noch weiter verfeinert und eine Prise mehr Progressivrock-Einflüsse eingebracht. Deutlich wird dies besonders in dem sehr mächtigen Titelstück, bei dem ausnahmsweise Uwe Cremer als Gastmusiker zusätzlich noch in die Saiten greift. Dieser Kölner Musiker ist übrigens auch als "Level Pi" unterwegs. Ansonsten spielt Pearson die E-Gitarrenparts, die auch mal an Edgar Froeses Spiel erinnern, durchweg selbst. Immer wieder mal sorgen Mellotronausarbeitungen für einen sinfonischen Anstrich, temperamentvolle Rhythmusbegleitung machen einige Songs zu recht flotten Nummern. Wenn ich ein mustergültiges Beispiel für die Musik des Computerchemist zitieren sollte, dann fällt meine erste Wahl gleich auf den knapp 11-minütigen Opener "Tantric race". Hier wird exemplarisch alles geboten, was im Kern die Musik des Briten ausmacht. Sphärischer, sinfonischer Beginn mit leisen Mellotrontönen, erst in Form von Flötenarrangements, später gesellen sich Mellotronchöre hinzu. Im weiteren Verlauf wird die Nummer deutlich rhythmischer, nimmt Fahrt auf. Es kommt die Gitarre ins Spiel, und die Nähe zu 70er Tangerine Dream lässt sich kaum leugnen Insgesamt bietet das Album eine sehr stimmige Mixtur aus melodischen wie auch sphärischen Tönen und EM-typischen Sequenzerlinien sowie darauf abgestimmte Gitarrenarbeit, wobei der Berliner Schule Einfluss unverkennbar ist.
Jürgen Meurer
© Progressive Newsletter 2010