CD Kritik Progressive Newsletter Nr.69 (07/2010)
Closure In Moscow - First temple
(43:48, Equal Vision, 2009)
Australien mausert sich gerade immer mehr zur Brutstätte für interessante Bands aus dem modernen Art / Alternative / Progressive Rock Bereich. Nachdem sich bereits im letzten Heft Karnivool als mitreißender Vertreter der "New Art Rock Wave from Australia" (gibt's zwar nicht als offiziellen Begriff, klingt aber einfach gut und reißerisch) outeten, beweisen sich Closure In Moscow mit dem bereits 2009 veröffentlichten "First temple" als weiterer interessanter Newcomer. Etwas überspitzt könnte man die Formation aus Down Under als zusammen gedampfte, melodische Version von The Mars Volta titulieren. Denn wo die Herren Cedric Bixler-Zavala und Omar Rodríguez-López oftmals über die Stränge schlagen - einzige Ausnahme ihr letztes, mehr songorientiertes Machwerk "Octahedron" - geht es bei Closure In Moscow wesentlich fokussierter zur Sache. Dennoch erinnert vor allem Sänger Chris De Cinque in hoher Tonlage und exaltiertem Ausdruck an sein amerikanisches Pendant - gehören flottes Tempo und druckvolle, teils hektische Arrangements zum Repertoire der Band aus Melbourne. Closure In Moscow wirken trotz gewisser Anleihen nicht nur wie ein Clone, sondern sie agieren einfach locker, spielfreudig und wirken unverbraucht. Bei den Aussie-Jungs benötigt man keine ausgiebige Instrumentalpassagen oder ausschließlich verfrickelte Arrangements, es geht auch in den 3-4minütigen, unheimlich eingängigen, aber niemals flachen Songs mit sehr viel Kraft und spielerischer Abwechslung zur Sache. Selbst wenn Gitarrist Michael Barrett in einem Radio Interview als Einflüsse Yes und King Crimson nannte, so ist "First temple" in erster Linie ein modernes Art / Alternative Rock Album, das nichtsdestotrotz für gehörig frischen Wind sorgt.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2010