CD Kritik Progressive Newsletter Nr.69 (07/2010)
Clandestine - The invalid
(45:36, Privatpressung, 2009)
Ohren auf für einen Newcomer, der vor allem im Heavy Bereich in den letzten Monaten für einiges Aufsehen sorgte. Clandestine kommen aus L.A. und lassen sich erst einmal ganz unspektakulär und recht oberflächlich stilistisch dem Prog Metal zuordnen. Doch verbergen sich hinter dieser Einordnung eben nicht nur Riffgewitter und komplexe Taktwechsel. Die Band arbeitet ebenso mit aktuellen, wuchtigen Elektro- und leichten Gothic Anklängen, jeder Menge eingängiger Melodien, und sie haben zudem mit June Park eine sehr patente und variable Sängerin in ihren Reihen. "The invalid" überrascht mit griffen Hooks, einem unterschwelligen Pop Touch - solistische Ausbrüche spielen eine eher ungeordnete Rolle. Clandestine fallen dabei nicht in die typische Technik Prog Metal Falle, sondern die Band überzeugt mit ihren Songschreiberqualitäten, bei der kernige Härte, ergreifende Melodien und interessante Sounds im Einklang stehen. Zwar geht hier meistens recht gut die Post ab, doch in den meist 4-5-minütigen Songs bleibt ebenso Raum für einige ausgleichende Momente. Die Band sieht sich selbst als Verbindung aus Vergangenheit und Zukunft und möchte nicht irgendeinen angesagten Trend hinterher hecheln. So sind zwar Einflüsse anderer namhafter Bands zu finden, dennoch gelingt es Clandestine, ein gewisses Maß an Originalität zu bewahren. Oder wie es in einer anderen Kritik stand: "weniger frickelig als Dream Theater und wesentlich komplexer als Lacuna Coil". Clandestine schaffen den gewagten Spagat, Aggressivität und Eingängigkeit in Einklang zu bringen. Damit haben sie das recht große Potenzial, eine breite, genreübergreifende Publikumsschicht zu erreichen. Somit ein sehr erfrischender Wind von der West Coast.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2010