CD Kritik Progressive Newsletter Nr.69 (07/2010)

Zeni Geva - Alive and rising
(53:11, Wire Globe Recording, 2010)

Gnadenloser Krach oder experimentelle Kunst? Japaner mögen's gern extrem, da macht auch die seit über 20 Jahren tätige Kulttruppe Zeni Geva keine Ausnahme. Der unverständliche Röchelgesang ist ständig am rausgerotzten Maximum, die Gitarre dröhnt komplett übersteuert, der Rhythmus hat nie Sendepause und live gibt's zudem Tinnitus gratis dazu. Im April und Mai hatte man erst wieder die europäischen Bühnen unsicher gemacht und mit der japanischen Version von extrem lärmendem, hartem Rock kurz vor dem Herzstillstand für ein besonderes Live Ereignis gesorgt. Auf Tonträger ist einzig die Lautstärke regulierbar, ansonsten wird man ohne Vorwarnung vom japanischen Trio komplett überfahren, denn Tempo, nach Luft japsende Instrumente unter Dauerstrom und inhaltliche Hektik ohne Stillstand sind Programm. Doch erkennt man in der krachenden Vollbedienung immer wieder Momente von spielerischer Kunst und Finesse, die jedoch leider sehr schnell mit spielerischem Vollgas weggeblasen werden. Der Ansatz ist punkig trotzig, technisch dafür überaus komplex und fordernd instrumentalisiert, angesichts der niemals zurücksteckenden Wucht auf Dauer nur schwerlich zu ertragen. Koenjihyakkei sind fordernd und sicherlich nicht leicht zu genießen, Ruins vom rudimentären Ansatz her absolut originell, aber Zeni Geva machen einfach Musik bzw. Krach im Grenzbereich der eigenen physischen und psychischen Belastbarkeit.

Kristian Selm



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