CD Kritik Progressive Newsletter Nr.69 (07/2010)

Vanden Plas - The seraphic clockwork
(73:48, Frontiers, 2010)

Knapp vier Jahre sind vergangen, seitdem Vanden Plas ihr ambitioniertes Konzeptwerk "Christ 0" veröffentlichten, das sie anschließend ebenfalls als Rock Oper live auf der Bühne präsentieren konnten. Hinter dem aktuellen Werk "The seraphic clockwerk" steckt wiederum eine zusammenhängend inspirierte Geschichte, dieses mal mit einer Zeitreise des Protagonisten aus dem 16.Jahrhundert zurück ins Jerusalem des Jahres 33 n. Chr., wo er sich seiner gottgewollten Bestimmung stellen muss. Dabei kommt es der Band sicherlich zu Gute, dass sie im "Hauptberuf" bei diversen Musical und Rock Oper Produktionen mitwirken, somit solch ambitionierte Themen mit einer gewissen Souveränität umsetzen. In gewisser Weise wagte die Band aus der Pfalz dennoch einen Neubeginn, denn zum einen ist man mit der Plattenfirma Frontiers ein neues Bündnis eingegangen, nachdem man jahrelang bei InsideOut unter Vertrag stand. Doch auch wenn das italienische Label eher für Melodic Rock / AOR steht, so haben sich Vanden Plas keineswegs stilistisch verbogen, denn noch immer steht eindeutig der unverwechselbare, sehr wuchtige, zugleich überaus melodische Prog Metal im eindeutigen Fokus. Zum anderen fließen vermehrt rockopernhafte Elemente ins Konzept ein, wie z.B. vermehrt klassische Begleitung, aber auch diverse Chorarrangements. Trotzdem wirkt diese neue Komponente nie zu überladen oder dominant, sondern wird sehr harmonisch in den Gesamtkontext integriert. Auch verzichten Vanden Plas auf zu viele balladeske Momente, wie man sie von den Vorgängeralben kennt, sondern sie agieren noch härter und direkter auf gesamter Albumlänge, als bisher gewohnt. Oder wie es Gitarrist Stephan Lill meint: ""Harte Riffs, aufwendige Keyboard- und Orchesterarrangements, komplexe Songstrukturen und eingängige Hooklines bilden eine perfekte Symbiose, die den charakteristischen Stil von Vanden Plas ausmacht. Ich glaube, auf "The seraphic clockwork" haben wir uns unüberhörbar noch mehr als sonst getraut.". Somit bietet "The seraphic clockwork" zwar einerseits den qualitativ gewohnt hohen Standard von Vanden Plas, andererseits sorgt der orchestrale Einschlag in moderatem Maß für ein neues Element im typischen Soundkosmos der Band. Somit alles in allem ein ansprechendes, eher traditionell angehauchtes Prog Metal Album, das einmal mehr zu überzeugen weiß.

Kristian Selm



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