CD Kritik Progressive Newsletter Nr.69 (07/2010)

Supernal Endgame - Touch the sky
(78:40, ProgRock Records, 2010)

Nur wenige Minuten genügen, um jede Menge Klischees aufzufahren, die man von so vielen Prog Produktionen aus der zweiten Reihe kennt. Bedeutungsschwangeres Intro, schwachbrüstige, klebrige Keyboardsounds, dazu klinisch steriles Schlagzeug und pathetische Dramatik, die zu viel auf Effekt und zu wenig auf Gehalt setzt. Das amerikanische Trio Supernal Endgame kommt aus der christlichen Rockszene und hat sich u.a. die Mitarbeit von Randy George (Neal Morse Band) und auch einen Gastauftritt von Roine Stolt gesichert. Glücklicherweise wird der erste, etwas zweifelhafte Höreindruck im Laufe des Albums etwas relativiert. Doch auch wenn die Arrangements gefällig zwischen Prog und melodischem Rock angesiedelt sind, so bleiben doch vor allem die klanglichen Defizite an Keyboards und Rhythmus bestehen, fehlt es insgesamt an Power und Ausbrüchen aus den eng gesteckten, harmonischen Grenzen. Allgemein herrscht eine Art melodiebeseelte, positive und stets lebensbejahende Stimmung vor, die instrumental besonders in den mehr folkigen Passagen mit Violine gut ergänzt wird. Keine Kritik in diese Richtung, doch ist eben die Grenze zur Harmlosigkeit und Vorhersehbarkeit schnell überschritten. Selbstverständlich stehen bei einer Produktion aus dem christlichen Bereich die Texte im Vordergrund. Ähnlich wie bei Neal Morse muss man mit einer offensiven Auslegung der christlichen Botschaften Vorlieb nehmen, wobei Supernal Endgame ein gemäßigtes, weniger plakatives Sendungsbewusstsein gewählt haben. Letztendlich handelt es sich bei "Touch the sky" um eine durchschnittliche, ordentliche Veröffentlichung, die am ehesten im Bereich des sinfonischen Rocks punkten kann. Solide, aber eben nicht weltbewegend.

Kristian Selm



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