CD Kritik Progressive Newsletter Nr.69 (07/2010)
Sky Architect - Excavations of the mind
(50:58, Galileo Records, 2010)
Während einem beim Betrachten des Covers von "Excavations of the mind" eher futuristische Dinge in den Sinn kommen (übrigens gemalt vom ehemaligen Marillion / Fish Haus- und Hofdesigner Mark Wilkinson), geben sich Sky Architect auf ihrem Debüt in Sound und Stil fast komplett der Retroschiene hin. Wenn man zudem noch weiß, dass die Band aus Holland kommt, meint man aufgrund der oftmals zutreffenden Vorurteile, schon genau zu kennen, was man auf diesem Album zu hören bekommt, ohne je einen Ton vernommen zu haben. Doch glücklicherweise weit gefehlt, die relativ jungen Musiker, die sich beim gemeinsamen Studium an der Pop Akademie in Rotterdam trafen, spielen eben nicht vorhersehbaren, hochmelodischen Retro Prog aus dem Setzkasten. Ihr Zugriff auf die Vergangenheit wirkt wesentlich überraschender, weniger konstruiert, aber vor allem spannend, ohne eben nur die leidlich bekannten Zutaten erneut aufzubereiten. Oder mit anderen Worten: seit langem wieder mal eine unpeinliche Retro-Scheibe, die nahezu auf kompletter Linie überzeugt. Ähnlich wie bei Beardfish fällt zuerst die spielerische Lockerheit auf, da hier nicht verkrampft nach Breaks und ansteigender Dramatik geschielt wird. Bei Sky Architect wirkt alles organisch, aber erfreulicherweise ebenfalls hin und wieder mit etwas augenzwinkerndem Humor versehen. Natürlich muss man nicht auf analoges Tastenarsenal, ausgiebige Instrumentalpassagen und spannende Dynamikwechsel, dem Spiel mit Melodie und Komplexität verzichten, doch dies passiert eben mit geradezu ansteckender Selbstverständlichkeit. Auch die Balance aus sperrigeren und harmonischen Augenblicken funktioniert sehr souverän. Zu guter letzt sorgen teils mehrstimmige Gesangsharmonien für eine gute gesangliche Komponente - ein Manko, an dem ja leider so viele Progbands kranken. "Excavations of the mind" ist kein perfektes, aber ein sehr gutes, erfrischendes Album. Da es sich hierbei jedoch um ein Debüt handelt, muss ja schließlich auch noch Luft nach oben sein, auch wenn die Meßlatte bereits erfreulich hoch gelegt wurde.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2010