CD Kritik Progressive Newsletter Nr.69 (07/2010)
Abarax - Blue room
(58:16, Cyclops, 2010)
Das freundliche und von Progmusik begeisterte Familienunternehmen "Grasekamp und Freunde" veröffentlicht vier Jahre nach ihrer Debütscheibe "Crying of the whales" mit "Blue room" ihren zweiten musikalischen Wurf. Die Protagonisten sind die gleichen geblieben, sodass Häuptling Udo mit Sohn Dennis, der die Scheibe auch produziert, arrangiert, gemixt und gemastert hat, weiterhin die Zügel in der Hand halten. Ihre bisher dargebotene Pink Floyd orientierte Progmusik (der "Post-Waters-Phase") mit einigen temperamentvollen Klangbögen ist auf ihrem zweiten Output ebenfalls wahrzunehmen, wobei eine eigenständige Kompositionsgüte in rockiger Neo Prog Ausrichtung zu vernehmen ist. Melodische Tonreigen mit einem ansprechenden Wechselspiel der Gitarren mit den Keyboards sind prägend für die acht Tracks, wobei entspannt und zuweilen sphärisch intonierte Phasen mit fetzigen Breaks ein weiteres Kennzeichen der Musik sind. Ebenfalls ist mit "Red roses and bullets" ein rockig angehauchter Schmachtfetzen im Programm. Und irgendwie wirken die Gesangsleistungen von Andre Blaeute verbessert, mit dessen Gesang ich auf ihrem Erstling grundsätzlich Probleme hatte. Die CD fängt auch klangtechnisch über zweieinhalb Minuten ansprechend, mit präsenten Knistergeräuschen, Wassertropfen, Synthesizerlauten und sphärisch-ausdrucksstarkem Gesang an, bevor sie dann mit "Autumn storm" in eine getragene rockige Neo Prog Nummer übergeht, die mich erstaunlicherweise an die kommerziellen Uriah Heep erinnert. Irgendwie kommen mir diese Assoziationen zu Heep noch das eine oder andere Mal, was wohl mit dem Ken Hensley typischen Orgelspiel von Udo Grasekamp, den Gesangsarrangements und den zuweilen rockigen Rhythmen zusammen hängt. Handwerklich und klangtechnisch wird auf "Blue room" ordentlich musiziert, wobei ich auch bei den härteren Phasen Ähnlichkeiten zur Bochumer Band Saris höre. Und die gefühlvolle Behandlung der Gitarre von Dennis Grasekamp lässt bei dem Sound naturgemäß gewisse Erinnerungen an David Gilmour aufkommen. Zwar kann mich ein 58minütiger musikalischer Aufenthalt im "Blue room" nicht richtig begeistern, aber den Ostwestfalen ist eine hörbare Steigerung zur Debütscheibe gelungen, sodass sie ihre Fans im Neo Prog Lager finden sollten.
Wolfram Ehrhardt
© Progressive Newsletter 2010