CD Kritik Progressive Newsletter Nr.68 (03/2010)

La Stanza Chiusa - Metamorfosi di uno stato d'animo
(36:04, Privatpressung, 2010)

Das experimentelle Solodebüt von Cristiano Ghiotti, der unter dem Name La Stanza Chiusa firmiert, beginnt wie ein Hörspiel. Man hört beim ersten Titel Regen, hastige Schritte, einen Herzschlag, Telefonklingeln, leises, verfremdetes Flüstern, bevor sich ganz sachte die ersten Töne herausschälen. Auch das zweite, eher atmosphärische Stück hat eher düsteren, cineastischen Charakter, was mehr an einen Soundtrack, denn an traditionelle Songstrukturen erinnert. Seit Ende 2006 arbeitete Cristiano Ghiotti an seinen Ideen, die er komplett alleine mit Gitarre, Effekten, Keyboards und diversen Samples aufnahm. Ihm ging es mehr um den Ausdruck von Stimmungen, von atmosphärischen Strömungen, die trotz eines gewissen minimalistischen, repetitiven Ansatzes, ihr Ziel nicht verfehlen. Der Italiener beruft sich dabei zwar auf den Progressive Rock der 70er, der als Grundlage für freie Formen, für den grenzenlosen Ausdruck der eigenen Möglichkeiten diente, wobei er musikalisch mehr im elektronischen Bereich zu Hause ist. Zwar wird hier vollständig auf rhythmische Untermalung verzichtet, jedoch gelingt mit teilweise jaulenden, schreienden Gitarrenakkorden und blubbernden Tastensequenzen eine ganz eigene Klangästhetik. Die sieben Stücke auf "Metamorfosi di uno stato d'animo" sind wie ein virtueller Soundtrack zu einem nicht vorhandenen Film. Somit vor allem etwas für Klangwandler zwischen Raum und Zeit.

Kristian Selm



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