CD Kritik Progressive Newsletter Nr.68 (03/2010)
Shadow Circus - Whispers and screams
(60:51, Privatpressung, 2009)
Vor zwei Jahren erschien das Shadow Circus Debüt "Welcome to the Freakroom" noch beim renommierten amerikanischen Label ProgRock Records, den Nachfolger bringt man nun in Eigenregie heraus. Der musikalische Grundansatz ist im Großen und Ganzen der Gleiche geblieben. Die Band um den Gitarristen John Fontana rührt kräftig im Retrotopf, köchelt dabei eine gut erdachte Mischung aus hartem Rock, sinfonischem Progressive Rock und einer Prise Glam Rock zusammen und verfeinert die ganze Chose mit entsprechendem analogen Tastenarsenal (u.a. Hammond, Moog). Trotzdem funktioniert "Whispers and screams" nicht nach dem üblichen Retro Schema. Die Band wechselt zwar hin und wieder munter die Takte und streut ein paar flotte Breaks ein, doch in erster Linie rockt sie einfach gut und abwechslungsreich ab. Im Gegensatz zum Debüt wurde vor allem der Bombast- und Progfaktor, aber auch die atmosphärische Abwechslung bzw. innere Dynamik erhöht, wie gleichfalls der theatralische Gesangsstil von Frontman David Bobick weit weniger offensiv zu Tage tritt. Ein weiterer Pluspunkt: gerade dadurch, dass Shadow Circus Raum für ruhige Töne und bluesige Passagen einräumen, erstrahlen die wuchtigeren Passagen wesentlich dominanter. War "Welcome to the Freakroom" mehr ein Album der stilistischen Selbstfindung, so wirkt "Whispers and screams" in sich geschlossener, insgesamt überzeugender. Die Band ist auf dem richtigen Weg, selbst wenn sie es mit diesem Album in der allgemeinen Konkurrenzsituation im Retro Sektor nicht leicht haben wird.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2010