CD Kritik Progressive Newsletter Nr.67 (12/2009)

Redemption - Snowfall on Judgement Day
(70:26, InsideOut, 2009)

Nicht nur der genrefeste, professionelle und geradezu perfekte Opener "Peel" macht die qualitative Liga klar. Redemption gehören zur Speerspitze des technisch orientierten, melodischen und liedhaften Prog Metal, in dem instrumentale Rasanz mit handwerklicher Finesse, ideenreiche Arrangements mit phantasiereichem und auf den Punkt gebrachtem Gespür und mitreißender Gesang gute Ausgangspunkte sind. Die Songs sind erstklassig gespielt, macht ungemein Freude, dem deftigen Spiel in seiner virtuosen Schnelligkeit und Lebendigkeit zuzuhören. Zudem haben die Jungs gute Ideen, entfachen neues Feuer im ausgelutschten Genre und verstehen es, progressive Komplexe in eingängige Songs zu gießen. Nichts ist langatmig, nichts tausendfach gehört. Die Ideen sind ausgereift, vital und flott intoniert. Die drei Säulen des Unternehmens sind Sänger Ray Alder, die beiden Gitarristen Nicolas van Dyk und Bernie Versailles sowie der illustre Trommler Chris Quirarte, die diese ungemeine Heavyness leicht und locker klingen lassen. Bassist Sean Andrews steht songdienlich unterstützend im Hintergrund, während Greg Hosharian für die Tapetenfarbe zuständig ist und wenig solistisch in den Vordergrund tritt. Die Songs sind so süffig arrangiert, dass sie knapp an aalglatt vorbeiflutschen. Gute Soli und feine Instrumentalarbeit lassen das Werk nie langweilig werden, tolle Chorgesänge untermauern den liedhaften Stil, die Songs sind melodisch vielschichtig trotz steten Gebretters, hin und wieder geht die Band etwas in den Mainstream, wohl, um mehr Publikum in die tanzende Meute zu holen. Die Arrangements sind perfekt verzahnt, eingängig und anspruchsvoll. Wenn die Songs auch nicht ultrakomplex sind und schon mal wie in "Black and white world" alternative Strähnen im Metalprogkleid mit nervös-epischem Charakter inszenieren, so zeigt sich doch zuerst diese rasante und energisch schnelle Lust auf Agogik in instrumentalen Spitzen, die hier und dort als Komplexnettigkeiten eingebaut sind. Im Laufe der 70 Minuten wird es trotz aller erstaunlichen und begnadeten Einfälle auf Grund des stets etwas ähnlichen Songaufbaus und des ganz besonderen Tones der Band, ihrer Sangesstimme und ihres instrumentalen Klanges etwas ermüdend, dem Dauerdruck pausenlos zuzuhören, die Aufmerksamkeit schwappt weg und der Sound jagt am Ohr vorbei. Immer wieder jedoch kommen raffinierte Ideen zu Gehör, die alle Aufmerksamkeit zurückfordern und der Platte bis zum Ende in jedem Song die Qualität ihrer passablen Grandiosität bescheinigt. Mit Redemptions technischem Druck funktioniert Progressive Power Metal bestens. Schönes Teil!

Volkmar Mantei



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