CD Kritik Progressive Newsletter Nr.67 (12/2009)
Parallel Or 90 Degrees - Jitters
(43:31, Omegatunez, 2009)
Während der Konzerteindruck von Parallel Or 90 Degrees (siehe Bericht zum Prog Résiste Festival) leider negativ geprägt war, kann die Band um Andy Tillison auf ihrem aktuellen Studioalbum doch zum Teil einiges wieder an verspieltem Kredit zurückgewinnen. Zwar ist der Gesang immer noch der Schwachpunkt, doch drängt sich dies keineswegs so negativ in den Vordergrund wie bei der vergurkten Liveumsetzung. Inhaltlich machen Parallel Or 90 Degrees fast dort weiter, wo sie mit dem 2002er "More exotic ways to die" aufgehört haben. Moderne, harte Gitarrenriffs, sowie programmierte Loops treffen auf kernige Orgelklänge und melancholische Prog Ansätze. Die Verbindung aus aktuellen und alten Klängen bzw. unterschiedlichen spielerischen Ansätzen ist gut austariert. Dennoch hat die Band insgesamt eine deutlich härtere Schlagseite abbekommen, allen voran die Gitarre ist wesentlich riff-orientierter und druckvoller unterwegs. Und gerade hier macht sich ebenfalls das mangelnde Stimmenvolumen von Tillison bemerkbar, der nun wirklich kein Heavy Shouter ist, sondern dessen Timbre eher zu ruhigeren Passagen passt. Zudem sind die programmierten Sounds ebenfalls aggressiver geworden, nur noch selten werden wärmere, organische Klänge eingesetzt. Selbst die Teils-Coverversion von "Sittin' on the dock of the bay", die hier "The dock of the abyss" heißt, wurde elektrisch und dynamisch gewaltig unter Volldampf gesetzt. "Jitters" ist eine moderne, gute, wenn auch nicht überragende Prog-Scheibe, hat somit insgesamt nicht die inhaltliche Klasse und Prägnanz seiner Vorgänger, aber durchaus seine packenden Momente. Ob dies eine Reunion auf Dauer ist oder nur eine kurze Zwischenstation, bevor The Tangent wieder in neuer Besetzung die wichtige Rolle in Tillisons Leben übernehmen, bleibt trotzdem abzuwarten.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2009