CD Kritik Progressive Newsletter Nr.67 (12/2009)

Neverness - The measure of time
(60:57, Musea, 2009)

Schon eigenartig, wenn im Werbezettel eigentlich mehr über "Cuentos de otros mundos posibles", dem letzten Album von Neverness berichtet wird, während man lediglich in zwei Sätzen deren aktuelles Werk abhandelt. Nun gut, vielleicht liegt es daran, dass man sich von der spanischen Muttersprache und damit einer gewissen Originalität verabschiedete und jetzt auf Englisch und Internationalität setzt. Oder liegt es daran, dass "The measure of time" inhaltlich eben nicht auf gesamter Länge überzeugen kann, schlechter als der Vorgänger ausgefallen ist? Wie dem aus sei, das Quartett aus Valladolid versucht sich an einer Verbindung von Retro Prog und Hard Rock, mit einem kleinen Schuss moderner Art Rock. Die Gitarren schneiden kurzfristig in schräger, crimsonesker Weise, bleiben aber ansonsten eher zurückhaltend melodiös oder nur moderat hart. Dies gilt in gleichem Maße für den Rest der Band. Immer wieder blitzen einige originelle und auch inhaltlich sehr gut gemachte Ideen aus dem Retro Prog auf, trotzdem hat man immer den Eindruck, dass die Band zuweilen den letzten finalen Schritt nicht gehen möchte oder vielleicht auch nicht kann. So bleibt einiges leider unvollendetes Stückwerk, verpufft manch guter Einfall in solider, zu verhaltener Spielkunst, trotz ansprechender Songs vor allem im zweiten Teil des Albums. Somit letztendlich ein weiteres Album aus dem Bereich "nicht wirklich schlecht, aber muss man nicht unbedingt haben".

Kristian Selm



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