CD Kritik Progressive Newsletter Nr.67 (12/2009)
Kotebel - Ouroboros
(72:06, Musea, 2009)
Die Zeiten des gerne als "Flamenco Prog" titulierten Progressive Rocks aus Spanien gehören schon länger der Vergangenheit an. Während man bei vielen Bands aus den 70ern von der iberischen Halbinsel sofort erkennen konnte, woher sie stammten, hat die Internationalisierung mittlerweile auch dort Einzug gehalten. Gerade auf dem aktuellen Album dieser spanisch-venezuelanischen Formation ist in keiner Weise zu erkennen, woher diese Musik landestechnisch herkommt. Eigentlich schade, dass damit ein Teil der eigenen Identität aufgegeben wird, anderseits jedoch interessant, wie man sich allgemeinen Strömungen anpasst. "Ouroboros" ist dennoch kein typisches Progalbum nach allseits bekannten Strickmustern bzw. Schubladendenken, denn weder wird hier nur 70er Jahre Tastenarsenal aufgefahren, noch zu sehr und sofort erkennbar nach den Vorbildern der Vergangenheit geschielt. Die Inspiration bezieht sich vielmehr aus einer spannenden, instrumentalen Vermengung von sinfonischem Progressive Rock und moderat verspieltem Jazz Rock, ohne dass beide Stilistiken in vollen Extremen ausgelotet werden. Die früheren Klassik Experimente älterer Alben von Kotebel wurden zudem komplett verdrängt. So bleibt die Band inhaltlich immer fordernd und anspruchsvoll, dennoch ist gleichzeitig ein Hang zu prägnanten, in der Erinnerung haften bleibenden Soloteilen zu erkennen. Vor allem die Gitarre setzt die melodischen Schlenker, während es rhythmisch mitunter recht wuselig zur Sache geht. Ausladende Keyboardteile sorgen für die bombastische Komponente. Dramatische Sinfonik wechselt sich ab mit leichtfüßigem Jazz Rock, die Komplexität wirkt niemals vordergründig, sondern eher verhaltend fordernd. Ebenso wurden Harmonien und Melodik geschickt verschmolzen, so dass es auf den teils ausufernden Stücken immer wieder Neues zu entdecken gibt. Kotebel bleiben zwar wohl weiter ein sehr empfehlenswerter Geheimtipp, jedoch beweisen sie mit "Ouroboros" einmal mehr, dass ihnen viel mehr zuzutrauen ist.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2009