CD Kritik Progressive Newsletter Nr.67 (12/2009)
Hour Of The Shipwreck - The hour is upon us
(45:14, Privatpressung, 2008)
Nicht überall, wo mit Progressive Rock geworben wird, steckt dieser Inhalt wirklich drinnen. Da mittlerweile die Genregrenzen immer mehr verschwimmen und selbst altersmäßig junge Bands hin und wieder dazu neigen, auf den Dino-Sound der 70er zu setzen, wird klares, komplett reinrassiges Schubladendenken immer schwerer. Doch steckt darin ebenso die Chance, Neues zu entdecken, die Übergänge aufzuweichen, seinen eigenen Horizont zu erweitern. Hour Of The Shipwreck sind mal wieder so ein Fall, wo man mit einem Mix aus gitarrenlastigem Alternative Rock, sowie epischem Art Rock und cineastischen Post Rock Soundwällen konfrontiert wird. Dabei setzt die Band aus Kalifornien, die recht melancholisch und traurig daherkommt und gar nicht so recht nach dem Sonne, Meer und Gute Laune Klischee von der Westcoast klingt, weniger auf solistische Meisterleistungen, sondern eindeutig steht die atmosphärische, düstere Komponente im Vordergrund. Das fängt beim gehauchten, fast weinerlichen Gesangsstil, oftmals verwendeten "Ahhs" im Background an und zieht sich hinweg über raumgreifende, Weltschmerz-durchflutete Klangorgien fort bis hin zu den kaskadenartigen Soundwällen. Dennoch verfolgen Hour Of The Shipwreck einen sehr songdienlichen Ansatz, der Gesang und weniger die Instrumente in den Vordergrund stellt. Gleichzeitig ist die Band in ihrem eigenen Klangkosmos gefangen, denn auf dramatische Änderungen wartet man hier vergebens, so dass sich die durchaus vorhandene Magie nach mehreren Songs leider abnutzt. Ein Album für Freunde der dunklen Töne, denen es nichts ausmacht, dass man sehr viel Endzeit Atmosphäre in ähnlichen Variationen zu hören bekommt.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2009