CD Kritik Progressive Newsletter Nr.67 (12/2009)
Daddy Antogna y Los De Helio - Viva Belice
(44:44, Viajero Inmovil, 2009)
Héctor "Daddy" Antogna ist in seiner argentinischen Heimat eine Schlagzeuglegende. In den 70ern spielte er das Debüt mit den Prog Pionieren Ave Rock ein, danach folgte die Mitarbeit bei den unterschiedlichsten Projekten, die stilistisch von normalem Rock bis hin zum Punk reichten. In den 80ern sorgte leider ein tragischer Unfall dafür, dass er seitdem im Rollstuhl sitzt. Das Schlagzeugspielen hat er dennoch nicht aufgegeben, sondern ein spezielles Kit erlaubt ihm, weiterhin in die Felle zu hauen. Zusammen mit Bassist Nicolas Diab, Schlagzeuger Fernando de la Vega (von Las Orejas y la Lengue) und Gitarrist Alan Courtis bildet er seine eigene Formation Daddy Antogna y Los De Helio, die mit "Viva Belice" ihr Energie geladenes Debütalbum vorlegen. Passend zum sehr direkten Mix, der sehr danach klingt, als ob man alles live im Studio gemeinsam einspielte, wirkt die Band recht anarchisch, roh, bisweilen fast schon ungestüm. Dennoch schwankt das Quartett in der Power Trio Besetzung mit doppeltem Schlagzeuger zwischen direktem und raffiniertem Stil. Das Songmaterial, das sich meist im 4-5-minütigen Bereich bewegt, lebt vor allem von der spontanen Kraft, dem Schwanken zwischen zurückgenommenem Spiel und wilder, aber immer geordneter Energie. Dabei geht es hier nicht nach der "Hau-den-Lukas" Mentalität volle Kraft voraus, sondern man verfügt ebenso über Geduld und das Vertrauen des gemeinsamen Miteinanders, wodurch immer wieder ruhige, melancholische Momente, aber auch verspielte Rock Power Einzug halten. Mehr zu hören und zu sehen gibt es einmal mehr auf der MySpace Seite dieser durchaus interessanten Band aus Buenos Aires.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2009