CD Kritik Progressive Newsletter Nr.67 (12/2009)

Enochian Theory - Evolution: Creatio Ex Nihilio
(49:00, Anomalousz Music Records Ltd., 2009)

Trotz sehr guten Feedbacks von renommierten Metal Labels (u.a. Century Media, InsideOut), entschlossen sich Enochian Theory für den Eigenvertrieb. Das Selbstvertrauen ist durchaus gerechtfertig, denn auch wenn man oberflächlich die Jungs von der britischen Insel in die recht weit gefasste Prog / Gothic Metal Schublade stecken könnte, so überzeugen sie in erster Linie durch atmosphärische Dichte, sowie spannungsgeladene Dynamikwechsel. Ruhige, zurückgenommene Passagen werden durch wuchtige, heftige Momente abgelöst, ohne dass dabei der mitunter leicht süßlich wirkende Gesang zu oft in metallische Gefilde, sprich Geshoute und Gegrunze abgleitet. Man setzt nicht auf instrumentale Gimmicks, vielmehr steht alles in einem stimmungsschaffenden Zusammenhang, überzeugt die Band durch eine emotionale und spielerische Vollbedienung. Oftmals bestimmen harte, düstere Riffattacken das Geschehen, trotzdem finden sich auf diesem Album ebenso weich gezeichnete, melancholische Momente voller innerer Schönheit bis hin zu fast ambientartigen Songteilen. Behutsam eingewobene Orchesterpassagen sorgen weiterhin für eine willkommene klangliche Erweiterung. Die 13 Tracks gehen dabei fast nahtlos ineinander über, so dass manches Mal nur kurze Fragmente als Stimmungsüberleitung dienen, auf der anderen Seite mitunter mehrere Stücke als Untertitel größer angelegten Kompositionen zu sehen sind. Mit einer kompakten Laufzeit, sowie einer wohl dosierten Stilverbindung erfinden Enochian Theory zwar nichts grundlegend Neues. Doch ist ihr Ansatz überzeugend interpretiert und umgesetzt, womit sie eine gelungene Mischung für den Grenzbereich zwischen Metal / Gothic und Progressive Rock abliefern.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 2009