CD Kritik Progressive Newsletter Nr.67 (12/2009)

Eloy - Visionary
(42:06, Artist Station Records, 2009)

Heimlich, still und leise, letztendlich sogar einigermaßen überraschend sind Eloy auf einmal wieder da. Damit hatte eigentlich niemand so recht gerechnet und wahrscheinlich wird es nur bei diesem einen Album bleiben. Doch wer hatte schon ehrlich nach dem geordneten Rückzug in Folge des erfolgreichen "Ocean II" Albums vor mehr als 10 Jahren nochmals damit gerechnet, dass Frank Bornemann Eloy ein weiteres Mal reformieren sollte. Wahrscheinlich lag ein Grund auch darin, dass die bereits seit vielen Jahren angekündigte Eloy DVD wohl endlich vor der Fertigstellung steht und dass der Hannoveraner angeregt durch viele Fananfragen, noch einmal Lust verspürte, sein altes Flagschiff für kurze Zeit, sowie passend zum 40-jährigen Bandjubiläum wieder aufleben zu lassen. Bereits nach wenigen Takten ist klar, dass es sich hier vor allem um eine Herzensangelegenheit handelt, denn Eloy klingen einfach so, wie man es erwarten durfte. Keine Experimente, keine Modernisierung, keine Rückkehr zum Hard Rock bzw. blutleeren Sinfonic Rock der späten 80er - "Visionary" hat entgegen dem Titel keine musikalische Vision im Sinn, sondern ist einfach ein schöner, gelungener Abschluss bzw. vielleicht doch(?) kein Ende der Historie der Eloy Alben. Vielleicht mögen manche Meckerer anführen, dass das Album aufgrund der recht langen Wartezeit von der Laufzeit etwas mager ausgefallen ist. Aber hey, waren die guten Alben in den 70ern nicht alle knapp über 40 Minuten lang? Und lieber knapp 42 Minuten gelungene, überzeugende Musik, als zu viel heiße Luft, die nur die Laufzeit der CD leidlich ausreizt. "Visionary" ist nicht dazu geschaffen, irgendetwas zu revolutionieren oder ewige Kritiker der Vergangenheit umzustimmen. Eloy spielen einfach das, was die Mannen um Frank Bornemann am besten können bzw. was ihre Fans von ihnen erwarten. Elegische, schöne Melodien gepaart mit satten Rockgitarren, sphärische Grooves, behutsam flirrende Keyboardlinien, sowie gelegentlicher weiblicher Chorgesang. Alles ist da, was man von anderen, erfolgreichen Alben der Vergangenheit kennt, selbst vor Eigenzitaten (wie z.B. "Time to turn" mit veränderten Textpassagen) wird nicht Halt gemacht, aber trotzdem wirkt alles überzeugend kultiviert und letztendlich interessant in neuer Form vereint. Auch wenn nicht ganz das Niveau der letzten beiden Studiowerke "The tides return forever" (1994) und "Ocean 2 - The answer" (1998) erreicht wird, ist dieses keineswegs ein enttäuschendes Comeback. In erster Linie bleibt dieses Album aber (wahrscheinlich) das letzte Geschenk an alle Eloy Fans.

Kristian Selm



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