CD Kritik Progressive Newsletter Nr.67 (12/2009)

Traumklang - Beyond the surface
(64:17, Syngate, 2009/2007)
Traumklang - Raumzeit
(70:59, Syngate, 2009/1998)
Traumklang - Raumzeit 2
(71:45, Syngate, 2009/1998)

Das Pseudonym Traumklang hat sich die Elektronikkünstlerin Carola Kern zugelegt. An dieser Stelle seien drei ihrer bei Syngate erschienenen Alben besprochen. Den Anfang macht "Beyond the surface". Man hätte dieses Werk auch "Through the stratum" nennen können, denn die fünf Albumtitel mit Spielzeiten zwischen 6 und 19 Minuten lauten "Through the orange stratum", "Through the chartreuse stratum", "Through the teal stratum", "Through the purple stratum", "Through the indigo stratum" - eine recht wolkige Angelegenheit also. Zur Musik: Das Album beginnt mit recht sphärischen Klängen, doch spätestens mit dem zweiten Titel zeigt Carola Kern, dass sie in der Lage ist, schöne Synthi-Melodien in eine sphärische Klanglandschaft einzubinden. Der Einsatz des analogen Equipments erinnert mich an späte 70er EM, Einflüsse der klassischen Berliner Schule sind ebenfalls nicht zu überhören. Gerade in den längeren Titeln werden die sphärischen Landschaften behutsam aufgebaut. Wer diese Art der langsamen Entwicklung in der elektronischen Musik mag, wird gute Chancen haben, Gefallen an diesem Album zu finden. Hier geht Frau Kern alias Traumklang - in Zusammenarbeit mit dem Elektronikkünstler Frank Klare - in Sachen Sphärenklänge noch einen Schritt weiter. Gab es auf "Beyond the surface" durchaus auch melodiöse Synthiparts, so geht es auf diesen gerade mal zwei Titeln (Teil 1 macht satte 55 Minuten aus) ausschließlich sphärisch zur Sache. Hier hat man gleich verloren, wenn man auf elektronische Ohrwürmer wartet, hier ist ausschließlich Atmosphäre angesagt. Wenn man genau dieses erwartet und auch hören möchte, mag man mit diesem Album richtig liegen, für meinen Geschmack passiert hier insgesamt allerdings zu wenig. Das ist ja mal ganz nett, wie spacig es zur Sache geht, aber auf komplette Albumlänge gedehnt (und dann auch gleich über 70 Minuten) ist das dann doch in meinen Ohren etwas arg langatmig geraten. Es geht weiter mit Teil 2 der Raumzeit - Interpretationen von Frau Kern. Diesmal werden die über 70 Minuten Spielzeit nicht auf zwei monströs lange Titel verteilt, sondern auf insgesamt acht Nummern mit Spielzeiten zwischen 4 und 18 Minuten. Es fällt auf, dass jetzt etwas mehr Tempo ins Spiel kommt, das Thema Rhythmus spielte auf Teil 1 ja eigentlich fast gar keine Rolle. Auf dem Eröffnungstrack, dem 18-minütigen "Zeit-Raum-1" geht es recht rhythmisch zu, gelegentlich werden dezente Mellotronchöre eingesetzt. Im weiteren Verlauf wird eine Art Mittelding zwischen "Beyond the surface" und "Raumzeit 2" geboten. Insgesamt recht gefällig, allerdings geht mir mit der Zeit die oft wiederholte Sprechpassage "Raum - Zeit - Zeit - Raum" ein bisschen auf den Senkel. An den ersten vier Titeln waren übrigens auch Sabine und Frank Klare beteiligt.

Jürgen Meurer



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