CD Kritik Progressive Newsletter Nr.67 (12/2009)
Transatlantic - The whirlwind
(77:56, InsideOut, 2009)
Nun also ein drittes Studiowerk der "Supergroup", deren Mitglieder man den Lesern des PNL freilich nicht mehr namentlich vorstellen muss. Auch diese CD in Doppelalbumspiellänge - vielleicht bringt die Band bzw. das Label ja auch mal eine Vinyl-Doppel-LP mit Klappcover von "The whirlwind" heraus? - bestätigt wieder einmal den eklektischen Stil der Gruppe, die Einflüsse aus den 70ern bis 80ern entsprechend mit ihren typischen eigenen Stilmerkmalen kombiniert, sprich quasi eine Ehe aus Spock's Beard und Flower Kings plus eben jene Momente der Progressive-Rock-Heydays. Da kommen Parts à la Pink Floyd wie in "Rose colored glasses", die an "Division Bell" erinnern, in "Evermore" grüßen Yes mit einem typischen Keyboard-Mellotron-Sound von "Close to the edge". Anderswo sind es vor allem Genesis (mittlere Phase), aber es gibt auch ein paar wenige vage Anklänge an Marillion (was ja kein Wunder ist!). Und es gibt in den Arrangements sogar Fusion-Prog-Elemente zu entdecken, wie man sie so gut von den Japanern Kenso kennt oder Parts, die mich an Outer Limits erinnern. All das zusammen ergibt einen gut hörbaren Stil, wobei man der CD, was ich als sehr positiv empfinde, die lange Laufzeit gar nicht anmerkt. Insgesamt lässt die Gruppe nichts anbrennen, das heißt aber auch, man geht trotz epischer Songs und vielen Stilzitaten kaum Experimente ein, so dass manche Parts etwas vorhersehbar sind. Ein wenig "wilder" wäre toll gewesen. Aber vielleicht sind die Musiker einfach nicht mehr in dem Alter, wo man seine Kunst stärker auslebt und "extremer" ist, sondern ein wenig gediegener agiert. Die gute Anhörbarkeit und damit Zugänglichkeit des Albums ist wohl auch der Grund für die Chart-Erfolge. Was ich gerne noch mehr gehabt hätte - oder weniger, je nachdem wie man es sieht: mehr Musik, weniger Songlyrics. Besonders in Stücken wie "Dancing with the eternal glory" sind Liedtext und Gesang schon sehr dominant. Übrigens ist das auch der meiner Meinung nach einzige Track, der musikalisch 150-prozentig Flower Kings ist... Sonst kann die Band wirklich tolle Refrains sowie anspruchsvolle Texte bieten wie in Track Nummer 2 "The wind blew them all away" - sehr schön. Lediglich bei "On the prowl" klingen die Vocal Lines zu beliebig. Fazit: Wer die goldene Mitte zwischen schrägeren Prog-Rock-Klängen und zu glattgebügelten Melodic-Neo-Prog sucht, liegt hier auf alle Fälle richtig!
Markus Schurr
© Progressive Newsletter 2009