CD Kritik Progressive Newsletter Nr.67 (12/2009)

Devin Townsend Project - Addicted
(46:49, InsideOut, 2009)

"'Addicted' ist total simpel: 10 schnörkellose, rockende Songs". Ich wollte ein Album aufnehmen, das heavy ist, ohne dabei düster oder depressiv zu klingen." So Devin Townsend über sein aktuelles Album unter dem Banner Devin Townsend Project. Doch wer den sympathisch durchgeknallten Kanadier kennt, der weiß natürlich, dass seine Definition von simpel und nicht düster weit von dem entfernt ist, was man landläufig unter diesen Begriffen versteht. Dennoch ist "Addicted" ein krasser Gegensatz zum sehr ruhigen Vorgänger "Ki" und erinnert eher an jene Soundwälle und Heavy Bombast, die man aus seinem Backkatalog kennt. Doch kluger Schachzug, auch bei diesem Album sorgen die Gastmusiker für frischen Wind. Dies ist in erster Linie ex-Gathering / Agua de Annique Sängerin Anneke van Giersbergen zu verdanken, dich sich mit Devin den Leadgesang teilt. Während Mr.Townsend vor allem seine Art überdrehter Extremgesang in allen Schattierungen pflegt, sorgt die engelsgleiche Stimme der Holländerin für eine wunderbare Balance. So sind die beiden ersten Tracks typischer, wuchtiger Townsend Bombast, der zwar etwas simpler daherkommt, aber ebenso auf Alben wie "Terria" oder "Accelarated evolution" seinen Platz finden würde. Doch spätestens bei "Bend it like Bender!" wird das eingangs angeführte Versprechen eingelöst und simplere Strukturen, so wie der immer wieder beeindruckende Gesang von Anneke van Giersbergen führen zu einer Art deftiger Pop Metal. Eingängige, fröhliche Melodien, trockene Riffs und die Konzentration auf die beiden Stimmen, die perfekt als Gegensätze funktionieren. Natürlich hat alles eine sehr starke Tendenz zu ordentlicher Härte, wuchtiger Power und ein paar schrägen Einfällen, aber alles irgendwie poppig und kernig verpackt, ohne dabei nur im Entferntesten fürs Format-Radio irgendwie kompatibel zu sein. Seit Oktober steckt Devin übrigens bereits in den Arbeiten zu "Deconstruction", bei dem er die Extreme des Metals neu ausloten möchte. Es bleibt also spannend im Hause Townsend.

Kristian Selm



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