CD Kritik Progressive Newsletter Nr.66 (09/2009)

Moongarden - A vulgar display of Prog
(65:30, Destilleria Music Factory, 2009)

Den ersten Preis für das mehr als grenzwertig peinlichste Cover dieser Ausgabe haben Moongarden sicher. Doch da man nicht immer sofort von der Verpackung auf den Inhalt schließen sollte, verhält sich die Musik auf dem Silberling glücklicherweise auf einem ganz anderen Niveau. "A vulgar display of Prog" ist ganz einfach auf den Punkt gebracht die konsequente Weiterentwicklung des sehr guten Vorgängers "Songs from the lighthouse". Sprich Moongarden Mastermind Cristiano Roversi bringt moderne Sounds und jede Menge mächtige Melodiebögen in seinen immer noch als deutlich im Progressive Rock verwurzelten Mix ein. Dies bedeutet in letzter Konsequenz, dass man hier nicht einen weiteren Aufguss von analogen Soundteppichen und typischen Retro-Elementen in erstarrter Ehrfurcht vor der Vergangenheit zu hören bekommt, sondern dass das Material durchaus modern und zeitgemäß klingt. Ein Graus für Hardcore Traditionalisten: elektronische Spielereien, moderne Rhythmusmuster und bisweilen härtere Riffs als gekonnte Beigabe für neuen, frischen Schwung. Natürlich wird nicht gänzlich auf z.B. Mellotronklänge, Prog Bombast mit ausschweifenden Gitarren- und Keyboardsoli oder inhaltliche Dynamikwechsel verzichtet. Dennoch ist die Stärke von Moongarden, gerade alt und neu gekonnt und ohne sofort erkennbares Verfallsdatum für die Ohren zu verbinden. Hinzu kommen interessant gestaltete Melodien, die sich teilweise sofort festsetzen, aber gleichzeitig qualitativ so angelegt sind, dass man sich gerne öfters mit ihnen beschäftigt. Weiterer Pluspunkt: vielschichtig gestaltete Arrangements, in denen es auch nach mehrfachem Anhören immer noch viel zu entdecken gibt. "A vulgar display of Prog" ist somit ein weiterer Fingerzeig, wie man sich gekonnt vom reinen Retro-Clone hinüber in aktuelles Fahrwasser retten kann. Spannendes Album!

Kristian Selm



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