CD Kritik Progressive Newsletter Nr.66 (09/2009)
Manning - Number Ten
(63:19, Festival Music, 2009)
Das Frontcover zeigt Downing Street No. 10, doch der Albumtitel dürfte ebenfalls ein dezenter Hinweis darauf sein, dass es sich hierbei tatsächlich bereits um das zehnte Soloalbum des britischen Allrounders Guy Manning handelt. Und gleich vorweg: es handelt sich um eines seiner besten Werke. Es ist - auch an dieser Stelle - bereits oft über seine stimmlichen Qualitäten gesprochen worden. Natürlich hat sich diesbezüglich nichts wesentlich geändert. Auch ich sehe diesen Bereich sehr kritisch, doch auf diesem Album fällt dieses Manko aus meiner Sicht gar nicht so sehr ins Gewicht. Dies mag zum Teil darin begründet liegen, dass auf geschickte Weise Backgroundsänger bzw. -sängerinnen eingebaut wurden. Oder aber auch, dass einfach die dargebotene Musik sehr frisch und flott und unterhaltsam daherkommt, dass man gar nicht so sehr gewillt ist, sich großartig auf die gesanglichen Qualitäten einzuschießen. Es fällt auf, dass Nummer Zehn nicht als Soloausflug, sondern eindeutig als Bandalbum auftritt. Sänger und Multiinstrumentalist Guy Manning (Tasten, elektrische und akustische Gitarren, Mandoline, Bouzouki, Bass, Perkussion) wird von diversen Gastmusikern an Tasten, Gitarren, Blasinstrumenten, Fiddle, Bass und Schlagzeug unterstützt. Die gelegentlich zu lesenden Verweise auf Jethro Tull kann ich nur ansatzweise bestätigen, aber hin und wieder schimmert durch, dass dieser Mann ja auch an einem Projekt namens The Tangent beteiligt ist. Und siehe da, auch deren Mastermind Andy Tillison ist wieder einmal an einem Manning Album nicht unwesentlich beteiligt. Es gibt gepflegten Retro-Prog zu hören, der aber recht unverkrampft daherkommt. Zusätzlich sind ein paar Folkelemente gut platziert untergebracht worden, und auch der Einsatz der Bläser ist absolut gelungen. Ich bin angenehm überrascht! Und um alles stimmig zu gestalten, müsste ich eigentlich gut gelaunte 10 Punkte geben, aber das scheint mir einen Hauch zu hoch gegriffen, da es gelegentliche Längen gibt.
Jürgen Meurer
© Progressive Newsletter 2009