CD Kritik Progressive Newsletter Nr.66 (09/2009)

Life Line Project - Modinha
(62:47, Privatpressung, 2009)

Als Cheffe mir von der Anfrage einer holländischen Band namens Life Line Project berichtete, klingelte es bei mir. Ich erinnerte mich an einen 5-Cassetten-Set, den ich damals von Bandchef Erik de Beer erhalten hatte. Das war aber schon rund 20 Jahre her, zu einer Zeit also, als es noch Tapes von Abel Ganz, Comedy of Errors und Konsorten gab. Der Kontakt war schnell hergestellt, und siehe da: es handelt sich tatsächlich um eine Neuauflage des damaligen Projektes. Diesmal allerdings eindeutig mit der Vorgabe, weg vom 1-Mann-Projekt mit gelegentlichen Gastauftritten, hin zu einem festen Band-Line-Up. "Modinha" ist nun das erste Werk, das die neu zusammengestellte Truppe auf den Markt bringt. Das Album enthält 15 Titel, Longsongs sind hier also nicht gefragt. Allerdings beherrscht ein schönes Grundthema das Album, das sich immer wieder wie ein roter Faden durch das Gesamtwerk zieht. Neben Erik de Beer, der nicht nur Tasten, sondern auch Gitarren und Mandoline bedient, gehören zur Band: Elsa de Beer (Flöte), Dineke Visser (Oboe), Jason Eekhout (Gitarren), Jody van der Gijze (Gitarren), Iris Sagan (Bass) und Ludo de Murianos (Schlagzeug, Perkussion). Man ahnt also schon (zu Recht), dass die Gitarren hier durchaus einen Gegenpol zur Tastenwelt bieten, auch das Schlagzeugspiel ist recht vital. Der Holzbläseranteil - speziell Oboe - ist allerdings nicht so hoch, denn die Damen kommen nur gelegentlich zum Einsatz, das hätte gerne auch etwas mehr sein können. De Beer ist mit seinen Einsätzen an Piano, Hammondorgel und Moog Synthesizern oft typisch 70er-mäßig unterwegs. Dabei werden nicht nur symphonische Elemente in den Vordergrund gestellt, sondern es wird auch mal eine jazzige Variante angeboten oder diverse Ausflüge in klassische, mittelalterlich angehauchte Soundgebilde. Letzteres mag gar nicht so sehr verblüffen, denn de Beer hatte zwischenzeitlich sieben Jahre lang ein Barock Orchester geleitet und dort auch Cembalo und Laute gespielt. Hier gibt er den Vintage-Keyboarder, erinnert in manchen Soli an Wakeman, an anderer Stelle wird das Hauptthema fast in Tomita-Manier präsentiert. Wie bereits eingangs erwähnt, bieten die Saitenbearbeiter sowohl an den elektrischen, wie auch den akustischen Gitarren einen präsenten Gegenpol. Insgesamt ein feines, geradliniges Instrumentalwerk, das den Fan des symphonischen Progs ansprechen sollte. Vielleicht hätte man an der einen oder anderen Stelle noch etwas mehr Aggressivität oder auch mal eine Prise schräge Elemente einbringen können, um das Ganze etwas kantiger zu gestalten. Doch insgesamt bleibt durchaus ein positiver Gesamteindruck.

Jürgen Meurer



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