CD Kritik Progressive Newsletter Nr.66 (09/2009)
Ageness - Songs from the liar's lair
(51:49, Privatpressung, 2009)
Lange, sehr lange war es recht still um Ageness geworden, "Imageness" aus dem Jahre 1998 war das letzte albumtechnische Lebenszeichen der Finnen, auch wenn man in der Heimat zwischendurch einige Liveauftritte absolvierte. Das Line-Up seit dem letzten Album hat sich nur geringfügig geändert, lediglich mit dem in ihrer Heimat bekannten Studiomusiker und Produzenten Speedy Saarinen hat man einen neuen Gitarristen an Bord. Ebenso ist die Band musikalisch ihrem Stil aus sinfonischem Progressive Rock mit leichtem Retro Einschlag und hohem Melodieanteil treu geblieben. Die Arrangements haben immer noch eine gewisse melancholische Luftigkeit, in der die instrumentalen Ausschmückungen geschickt eingewoben sind. Auch der Mix aus Rock und sinfonischen Elementen stimmt, die Gitarre bratzelt zuweilen heavy, bricht aber ebenso in melodietrunkene Höhen auf. Die Keyboardsounds sind geschmackvoll aus einer breiten klanglichen Palette von Orgel, Mellotron, Piano bis Synthie ausgewählt. Und Mastermind Tommy Eriksson bestimmt immer noch mit seiner leicht nasalen, aber durchaus angenehmen Stimme den Platz am Mikrofon. Leider erreichten Ageness schon vor rund einem Jahrzehnt nie die ganz große Bekanntheit im Prog Bereich, was keineswegs mit der Qualität der Musik zusammenhängt. Schade eigentlich, denn die Band biedert sich nicht blindlings nur dem Retrotrend an, sondern gerade der richtige Schuss an rockiger, vielleicht mitunter etwas zu unspektakulären Attitüde verleiht ihrer Musik auch etwas Zeitloses. Während man sich beim Vorgänger an einen über 26-minütigen, vielleicht etwas zu ambitionierten Longtrack heranwagte, ist man auf "Songs from the liar's lair" mehr im Bereich zwischen 6-10 Minuten unterwegs, was den Songs sichtlich gut tut, da man die Zeit sinnvoll und vom Spannungsbogen ebenso adäquat füllt. Ageness setzen auf "Songs from the liar's lair" konsequent auf die Stärken der eigenen Vergangenheit und die mehr als 10-jährige Pause scheint musikalisch spurlos an der Band vorbei gegangen zu sein. Bleibt dieses mal die Hoffnung, dass im immer mehr hart umkämpften Prog Markt auch noch ein paar Scheibchen für die Nordmänner abfallen und vielleicht doch noch einige Fans auf ihren Backkatalog aufmerksam werden.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2009