CD Kritik Progressive Newsletter Nr.66 (09/2009)

Jolly - 46:12
(46:12, ProgRock Records, 2009)

Jolly sind Anadale (voc, g), Louis Abramson (dr), Joe Reilly (key) und Mike Rudin (b). Die Amerikaner inszenieren auf ihrem Debüt einen zuerst etwas oberflächlich und posermäßig wirkenden Metalpop, der Inspiration aus der komplexen Musik der Neunziger und dem Teenie Pop der Achtziger zieht. Sänger Anadale hat gewiss kein Problem mit seinem Selbstbewusstsein. Der "Post rum", so meine Tochter Ise. Ein Poser mit Stimme und Ideen. Prog, Metal und Pop werden instrumental ansprechend verknüpft, ohne größere Komplexe zuzulassen. Alles ist auf Eingängigkeit getrimmt, das Album soll gefallen. Und die Musik ist nicht schlicht oder dumm. Depeche Mode haben starken Einfluss auf die Band hinterlassen. Der verhallte Sound, dieses 80er Feeling, die eindrücklichen Gesangslinien, elektronische Sounds. Lediglich der echte Schlagzeugsound in seiner längst nicht schlichten Spielweise und die mal ins Ambiente, dann ins Metallische orientierten Instrumentalpartien bringen den Rockcharakter ein. Das Album, schlicht nach seiner Laufzeit benannt, hat seine progressiven Momente, epische, auch mal symphonische Motive und vielschichtige Harmonien, ist aber überwiegend stark popbetont. Und doch haben die Songs das Format, vor allem in der härteren Rockmusik anzukommen. Es gibt begnadete Motivwechsel, kraftvolle Breaks und druckvoll rockende Passagen mit scharfen Metalgitarren. Als Debüt der jungen Band zumindest ein Achtungserfolg.

Volkmar Mantei



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