CD Kritik Progressive Newsletter Nr.66 (09/2009)

IQ - Frequency
(61:57, GEP, 2009)

Mit "Dark matter" haben IQ vor knapp 5 Jahren eindrucksvoll bewiesen, dass mit ihnen immer noch, auch nach einer mittlerweile 28-jährigen Bandgeschichte, zu rechnen ist. "Frequency" ist in gewisser Weise ein Neuanfang, denn nach dem Ausstieg von Keyboarder Martin Orford benötigte man etwas Zeit, um mit Mark Westworth (ex-Grey Lady Down) einen geeigneten bzw. passenden Ersatz zu finden. Überraschenderweise fand zudem ein lustiges Rücken am Schlagzeugstuhl statt. Andy Edwards nimmt sich für einen abgestimmten Zeitraum eine Auszeit und voilà der neue Schlagzeuger ist ein durchaus alter Bekannter, denn Paul Cook ist wieder an jenem Platz zurück, den er vor einigen Jahren aus persönlichen Gründen verließ. Genug der Personalien, wir sind hier ja nicht bei irgendeinem schmierigen Revolverblatt, sondern flugs zu "Frequency". Um es kurz auf den Punkt zu bringen: das Werk klingt trotz aller Veränderungen typisch nach IQ, wenn auch mit einigen, keineswegs schlechten Korrekturen. Gerade die Keyboardsounds klingen um einiges frischer und abwechslungsreicher, da eine sehr breite Palette von Mellotron, Orgel, Synthies bis hin zu sanften Pianoanleihen bedient wird und Mark Westworth nicht nur auf allseits Bekanntes vertraut, sondern ebenfalls für klangliche Experimente offen ist. Die Band agiert druckvoll, mit der Souveränität, Lockerheit des Alters und vor allem dadurch, dass die sieben Titel fast übergangslos ineinander übergehen, entsteht ein sehr schöner, harmonischer Fluss aus sinfonischem Neo / Retro Prog. Dennoch funktionieren die einzelnen Titel, wie z.B. der formidable Titelsong und Opener oder auch das epische "The Province" ebenso für sich alleine. Daneben überzeugen die epischen Instrumentalparts, in denen sich Keyboard- und Gitarrenparts solistisch mehrfach die Hand reichen und zwischen ausschweifender Sinfonik und fragilen Feinheiten umherwandeln. Während man bei manchen, schon seit einigen Jahrzehnten aktiven Bands zuweilen das Gefühl hat, dass sie nur noch ihre Vergangenheit zur Rentensicherung verwalten, so entsteht bei IQ immer noch das Gefühl, dass die Band Spaß an ihrem eigenen Tun hat und dementsprechend lustvoll musiziert. Natürlich wagen auch IQ keine großartigen Ausbrüche aus ihrem eigenen stilistischen Korsett, erinnern einige Passagen bisweilen stark an die eigene Vergangenheit. Doch das, was die Briten machen, hat ansprechendes Niveau und Gehalt, klingt von Ansatz und Inhalt überzeugend und zeigt vielen aktuellen Bands immer noch, wie man Neo Prog ohne Peinlichkeiten und Anbiederungen überzeugend präsentiert.

Kristian Selm



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