CD Kritik Progressive Newsletter Nr.66 (09/2009)

Hur! Hommage à la musique de Christian Vander
(64:49 + 71:16, Soleil Zeuhl, 2009)

Magma sind seit einigen Jahren wieder schwer in aller Munde. Als Christian Vander auf die Band One Shot traf, die Magma mit Wucht und Würde coverte, zu Beginn der 1990er Jahre, seine Begeisterung keine Grenzen kannte und er die Jungs zu seiner neuen Magma-Besetzung machte, die über Frankreich hinaus Konzerte gab und das Musikunternehmen Magma sich nicht nur seiner Vergangenheit erinnerte, sondern auch neue Musik kreierte, kam die Band mit der unsagbar schweren und in seiner besten Form weit von Mainstream und Pop entfernten Musik zu neuen Ehren. Alte und neue Fans vereinten und vereinen sich vor Bühnen, auf denen Magma ihre donnernden Orgien feiern, die Alben wurden auf CD aufgelegt, jüngst gerade wieder, in edler 12-CD-Box unter dem Titel "Studio Zünd", digital remastert, mit unveröffentlichten Boni. Das kleine, feine französische Minilabel Soleil Zeuhl aus dem One Shot Umkreis hat es sich zur Aufgabe gemacht, Jazzrock, Zeuhl und Avantgarde auf CD (und in einem Fall auf LP) zu veröffentlichen. Wenig bekannte Bands aus der klassischen Zeuhl- und Jazzrock-Phase in den 1970ern und junge, jetzt aktive Bands (unter anderem One Shot), die im musikalischen Echo von Magma zu finden sind, haben auf dem Label ihre Bühne. Die Soleil Zeuhl Labelnummern 19 und 20 sind nun von einer 2CD belegt, die zum 40. Bandgeburtstag als Hommage an Christian Vander / Magma gedacht ist. "Hur!" genannt, vereinen die beiden CDs mit gesamter Laufzeit von 145 Minuten 25 Bands / Musiker, die Beiträge zwischen Jazzrock, Rock, Worldmusic, Ambient, Jazz, Metal, Zeuhl, Pop, Folk und Neuer Musik liefern. Das Gros der Musiker und Bands ist aus dem weiten Progressive Rock Umfeld bekannt, ehemalige Bandmitglieder sind neben Nachwuchs aus überwiegend Frankreich, Japan und Schweden zu hören. Viele Songs darunter, die kaum mit Magma zu vergleichen sind. Wären sie auf anderen Alben, würde nicht Magma als Parallele auffallen. Etliche Jazzrock-Stücke sind neben Poppigem, Metal und Jazz neben ambienter Elektronik zu hören. Das Gros jedoch ist als Magma-inspiriert sofort zu erkennen, wenn die Umsetzung, die Arrangements auch sehr eigene, eigenwillige interessante Wege finden. Die Bands: Minimum Vital, Olivier Wursten Olmos, Blazquis / Shehan, Pochakaite Malko, Marcus, John Trap, Alifair, Ain Soph Aur, Post Image, Thollophonie, Musique Noise, Patrick Gauthier, Setna, Simon Steensland, Jafis, Forgas Band Phenomena, Guapo, Mapop & The Rotules, Jannick Top, Gerard Prevost Trio, Bruno Heuze, Neom, Erik Baron, Ptäh Sextet und Maignan - so unterschiedlich der Ansatz, so qualitativ hochwertig alle Einspielungen, die Auswahl wurde sorgfältig getroffen. Erstaunlicher Weise eröffnen Minimum Vital CD1 mit einer Schlagzeug-freien "Üdü Wüdü" Variante, die eher mittelalterlich klingt. Die Vielfalt nimmt ihren Ausgang und findet zu manch avantgardistisch schräger und radikaler Idee. Die sämtlichen Vander-Kompositionen sind angenehmer Weise in mancher Interpretation kaum wieder zu erkennen, wenige Interpreten nur lehnen sich dicht am Vorbild an. Die Wirkung Magmas macht sich in diesen Aufnahmen bewusst, ihre Qualität und Zeitlosigkeit. Christan Vanders Musik findet in ihrer Radikalität und Zeitlosigkeit ähnlich wie die von Robert Fripp oder Frank Zappa ihre Erben. Ach ja, eines macht die Zusammenstellung noch deutlich: so gut die Bands auch sind, und jede hat auf ihre Weise hohes bis sehr hohes Niveau, bleiben Christian Vander und Magma doch unerreicht. Tipp!

Volkmar Mantei



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