CD Kritik Progressive Newsletter Nr.66 (09/2009)
AcidMothersGuruGuru - Underdogg Express
(62:54, Fünfundvierzig, 2009)
Die japanische Psychedelic Legende Kawabata Makoto mit seinen diversen Projekten, die er neben seiner Stammband Acid Mothers Temple betreibt, ist berühmt-berüchtigt dafür, fast jeden Monat irgendeine Veröffentlichung auf den Markt zu werfen. Der ellenlange Bandname, unter dem dieses Livealbum mit der eigenartigen Schreibweise "Underdogg Express" erscheint, lässt schon erahnen, wer hier letztes Jahr aufeinander traf. Neben Makoto ist Mani Neumeier, der Kopf und die treibende Kraft hinter Guru Guru, mit von der Partie, wobei die beiden von Atsushi Tsuyama am Tieftöner begleitet werden. Sieht man sich die Bilder der in allen Ehren ergrauten Herren an - Mani Neumeier ist immerhin Jahrgang 1940(!) - und weiß nur wenig bis gar nichts über ihr musikalisches Betätigungsfeld und deren Werdegang, dann erwartet man wohl kaum eine derartige kraftvolle Krachorgie, in der gnadenlos und ohne Rücksicht auf Verluste drauflosgejammt wird. Neben der meist total überdrehten bzw. atonalen Gitarre von Makoto braucht sich das sehr virtuose und temporeiche Spiel Neumeiers keineswegs zu verstecken. Doch zum Glück geht es hier nicht nur mit Volldampf ab, dazwischen findet das Trio genügend Raum für "ruhigere", psychedelisch geprägte Passagen, wobei dazwischen ebenso einige freejazzige Exkursionen zu finden sind. Auf gesamte Spieldauer und nur auf Tonträger ist die wüste, aber zweifellos auf ihre Art strukturierte Instrumentenbearbeitung nicht immer leicht anzuhören. Im Livekontext wirkt dieses Zusammentreffen dieser außerordentlichen Musiker sicherlich um einiges spannender. Für Acid Mothers Temple und Guru Guru Fans trotzdem ein Antesten wert.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2009