CD Kritik Progressive Newsletter Nr.66 (09/2009)

The Fractured Dimension - Towards the mysterium
(60:28, Mals, 2008)

Bela Bartok nannte dereinst eine seiner Kompositionen "Der wunderbare Mandarin" und meiner Ansicht nach gibt es innerhalb des Symbolismus zwei wunderbare Komponisten, nämlich Erik Satie und Alexander Skriabin. Skriabin (1872 - 1915), ein synästhetisch veranlagter Musiker mit einer metaphysischen Vision, die er leider nicht mehr verwirklichen konnte, war für viele Komponisten wie z. B. Messiaen, Prokofiew oder Strawinsky prägend und beeinflusste außerdem die Band The Fractured Dimension, die aus Jimmy Pitts ((präpariertes) Klavier und Keyboards), Jerry Twyford (Bassgitarre) und Alex Arellano (Schlagwerk) besteht. Als Gastmusiker wirkten unter anderem Ron Jarzombek, Marcel Coenen und Tom "Fountainhead" Geldschlager (Gitarrensoli) sowie Jim Shannon (Trompete), Joe Deninzon (Geige), Joshua Thomson (Altsaxophon) und Mike Prescott (Tabla Tarang) mit. Pitts und Twyford waren Mitglieder der Avantgarde Death Metal Band Scholomance und Arellano betätigte sich als Schlagzeuger bei den Prog Metal Helden Power Of Omens. Die meisten Kompositionen entstammen der Feder von Jimmy Pitts und stellen eine farbenfrohe Mischung aus Jazz, zeitgenössischer klassischer und Rock-Musik dar, orchestriert im Zappa-Modus: Chamber Rock einer absolut einzigartigen Schwingungsebene, völlig verschieden von Bands wie Univers Zero. Nur vier lebende Trommler hätten diese sich stetig verändernden, oft auf Ostinati fußenden Rhythmen in einer solch kreativen und musikalischen Weise spielen können: Joachim Fuchs-Charrier, Terry Bozzio, Chad Wackerman und Alex Arellano. Alex spielt kontinuierlich "Lead Drums", wie dies einst in ähnlicher Weise auch Rick Colaluca (Watchtower) tat. Darüber hinaus erinnert mich Alex an Barriemore Barlows geschmackvolles Schlagzeugspiel auf dem Song "Heavy Horses" von Jethro Tull - dieses Stück ist exemplarisch für Barriemores Unisono-Spielweise, die ihn zu einem den Melodieinstrumenten gleichberechtigten Partner machte. Auch Jimmy und Jerry zaubern des öfteren auf ihren Instrumenten, allerdings stets mit feinem Gespür für musikalische Strukturen, so dass man mit Fug und Recht behaupten kann: Dieses Trio spielt hoch komplexe Musik mit tief gehendem emotionalen Ausdruck - ein echter Quantensprung für die Musik des 21. Jahrhunderts und ein inspirierendes Leuchtfeuer für potentielle Nachfolger. Ich denke es würde keinen Sinn machen die Musik auf "Towards the mysterium" näher beschreiben zu wollen - diese Klänge beinhalten das Mysterium der Tonalität; somit würde jeglicher Versuch einer verbalen Beschreibung dem Unsinn anheim fallen... Entdeckt selbst den Sound der Post-Avantgarde!

Frank Bender



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