CD Kritik Progressive Newsletter Nr.66 (09/2009)

Eureka - Shackleton's voyage
(51:12, InsideOut, 2009)

Warum genau dieses Album bei InsideOut landete, erscheint auf den ersten Blick etwas mysteriös, erwärmt man sich doch ansonsten in Kleve mehr Musik zwischen Prog Metal, Retro Prog und Progressive Rock mit einer bisweilen aktuellen Note. Zwar kann der Hamburger Multi-Instrumentalist Frank Bossert mit einer gut durchdachten Konzeptidee über die tragische Antarktis Expedition von Ernest Henry Shackleton im Jahre 1914 - 1916 und soliden musikalischen sinfonischen Gehalt aufwarten, wie sich gleichfalls die Namen seiner Gäste (u.a. Billy Sherwood, Iona Mitglied Troy Donockley, Yogi Lang von RPWL) recht ansprechend lesen, doch so ganz in das normale "Beuteraster" des deutschen Vorzeige Prog-Labels passt diese immerhin bereits vierte Produktion von Eureka irgendwie nicht hinein, hätte man dieses Album eher bei Syngate vermutet. Sphärische, elektronisch geprägte Momente (mit leichter Vangelis Schlagseite), wechseln ab mit sinfonischen Momenten und schwebend-flirrender Gitarrenarbeit (hier und da etwas Mike Oldfield Appeal), ohne dass "Shackleton's voyage" mit zu viel Härte oder gänzlich überraschenden Wendungen aufwartet. Die vielen ausladenden, leicht bombastischen Instrumentalpassagen sind gut durchdacht und strahlen eine entsprechende musikalische Würde aus, doch hat dieses Album über weite Strecken mehr anspruchsvollen Hörspielcharakter und baut vor allem auf gut gemachte Atmosphäre, als dass hier auf die Tube gedrückt wird oder man komplexe, über die Stränge schlagende Epen geboten bekommt. Doch schiebt man die Erwartungshaltung aufgrund des Labels bei Seite, so ist das Projekt Eureka eine durchaus überdurchschnittliche, bisweilen richtig gut gelungene Angelegenheit, die von wunderbaren Melodien, fortwährender Harmonie und schöngeistiger Freude getragen wird. Besonders Troy Donockley sorgt für eine erfrischende keltisch-folkloristische Note, die einen guten Gegenpol zum elegischen Breitwandsound liefert. Das ist alles gut anzuhören, aber irgendwie fehlt so etwas wie wirkliche Überraschungen bzw. richtig zwingende Momente, die sich nachhaltig in die Erinnerung eingraben. Die vom Künstler angeführten Inspirationsquellen Rush oder Yes sind eigentlich kaum vernehmbar vertreten. So wird man auf knapp 50 Minuten gut unterhalten, richtig hängen bleibt jedoch nur wenig. Wer mehr auf sinfonische Klänge mit leichtem Hörspielcharakter steht, sollte es aber nicht versäumen, hier mal ein bis zwei Ohren zu riskieren.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 2009