CD Kritik Progressive Newsletter Nr.66 (09/2009)
Elf Project - Mirage
(42:14, 10t Records, 2009)
Wüsste man nicht, dass das Elf Project aus der Nähe von New York stammt, so könnte man ihnen glatt britischen Ursprung attestieren. Irgendwie hat ihr treibender Progressive / Space Rock eine englische Schlagseite, klingt diese Mixtur im ersten Augenblick wenig amerikanisch. Hinter dem Elf Project verbirgt sich in erster Linie der Multi-Instrumentalist / Sänger / Produzent Carl Schultz, der einige Kollegen um sich scharte, um laut eigener Aussage "klassischen Progressive Rock mit einer starken Dosis Psychedelia und Hard Rock zu versehen". Deswegen atmen die 10 Songs auf "Mirage" auch nicht überladenen Bombast bzw. sind voll geladen mit bedeutungsschwangerer Tiefgründigkeit, sondern die Truppe um Schultz setzt auf fast schon fröhliche Pop Melodien, die psychedelisch-progressiv in Schwung gehalten werden. So sind die Instrumentalpassagen bzw. Soli mehr schmückendes, wenn auch durchaus prägnantes Beiwerk, denn begleitender Ballast. Gerade diese Lockerheit ist dann eben doch wieder typisch amerikanisch, was "Mirage" trotzdem von einer zu belastenden Ernsthaftigkeit befreit. Als Gegenstück dazu wird in einigen knackig-kurzen Instrumentals dafür mal richtig Gas gegeben, trotzdem wirkt auch hier nichts auf reine Effekthascherei zielend, sondern flott, virtuos, aber dennoch wohl dosiert. So passt es eben auch ins Bild, dass sich das Beatles-Cover "Norwegian wood" perfekt einfügt. Wenn es so etwas gibt, dann spielen Elf Project ganz einfach gitarrenbetonten "Gute-Laune" Prog-Pop mit einem Schuss 60s Feeling und leichtem Wave Touch. Ach ja, die stilistische Umschreibung einer Band ist eben doch nicht so einfach...
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2009