CD Kritik Progressive Newsletter Nr.66 (09/2009)

Lee Abraham - Black & white
(60:19, F2 Music, 2009)

Nahezu zeitgleich erschien das Album "Black & white", wie zudem der offizielle Ausstieg von Lee Abraham bei Galahad publik wurde. Der somit ex-Galahad Bassist macht auf seinem alleinigen Solowerk, nachdem er 2008 noch zusammen mit Steve Kingman das Album "Idle noise" herausbrachte, gleich ordentlich Nägel mit Köpfen. So hat der Multi-Instrumentalist um sich eine recht namhafte Mannschaft der britischen Neo Prog Gilde geschart, wie u.a. John Mitchell (It Bites, Arena), Jem Godfrey (Frost*), Gary Chandler (Jadis), Sean Filkins (ex-Big Big Train) und Steve Thorne. Dennoch ist "Black & white" eher im modernen, sinfonischen Rockbereich verwurzelt und setzt vor allem auf hymnische Momente und eingängige, griffige Melodielinien. Dabei verzichtet Lee Abraham auf oftmals verwendete bzw. zu oft gehörte Plattitüden, sondern verleiht den zeitgemäßen Arrangements den nötigen harten Punch, kann aber mit einigen Soli dennoch für so etwas wie eine sinfonische, leicht progressive Note sorgen. Mit dem letzten Galahad Album bzw. den Bands der beteiligten Musiker hat "Black & white" nur am Rande etwas gemein, vielmehr setzt Lee Abraham auf anspruchsvoll rockige, durchaus radiotaugliche Klänge, die in der heutigen, komplett formatgeprägten Medienlandschaft dennoch keine Chance mehr auf Airplay haben. Da hilft es wohl nur wenig, dass medienwirksam im Booklet u.a. Bilder von Barack Obama und Paris Hilton Verwendung fanden. Bereits den ersten vier Tracks kann durchaus eine sympathische Rocknote mit Attitüde bescheinigen werden, für die man sich bereits beim ersten Hördurchgang erwärmen kann. Doch so ganz kann der Brite dann doch nicht seine progressive Vergangenheit von sich weisen, so dass die beiden Longtracks "Black" (14:27) und vor allem "White" (23:12) auf mehr inhaltliche Abwechslung und wechselnde Atmosphäre setzen. Dennoch wirken hier einige Passagen zu künstlich auf Länge gedehnt, blitzt aber in einigen ausufernden Solopassagen auf, dass durchaus Potenzial vorhanden ist. Alles in allem ist "Black & white" eine überdurchschnittliche, somit mehr als ordentliche sinfonische Rockscheibe, die für die Freunde von melodietrunkenen Klängen durchaus einige ansprechende Anhörer parat hält.

Kristian Selm



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