CD Kritik Progressive Newsletter Nr.66 (09/2009)
Chris - A glimpse inside
(48:39, Musea, 2009)
Hinter dem schlichten Chris verbirgt sich der holländische Musiker Christian Bruin, der die komplette "A glimpse inside" Produktion selbständig ausgeführt hat. Er schrieb die Songs, studierte die Arrangements ein, spielte alle Instrumente und sang, nahm auf, mixte und masterte seine Aufnahmen und stellte das Artwork zusammen, die Fotographien dazu hat er jedoch nicht geschossen, von wegen alles selbst gemacht... Das 10 Songs umfassende Album ist eine ganz anständige Soloproduktion, melodisch eingängig und doch anspruchsvoll, ist der schwer symphonische Neo Prog überlegt und inspiriert. Im Laufe des Albums fällt die symphonische Schwere allerdings etwas zu sehr ins Matschige und mancher Klang bekommt eine dick kitschige Note. Das Besondere ist der Gesang. Die Strophen, Refrains, etc. werden zuerst wohl Freunden vom Electric Light Orchestra (zu deren erfolgreichster Phase) gefallen, der Sologesang ist zum Mitpfeifen gedacht, wobei dem Mainstream-Publikum die eine oder andere komplexe Note zuviel sein dürfte. Aber diese Chorgesänge! Der Mann hat nicht nur eine gute, er hat vor allem eine ausgebildete, geübte Stimme, die die mitreißenden, schwelgerisch schönen Satz- und Chorgesänge im Stil ELOs und der Beach Boys perfekt intoniert, wenn ich auch den Eindruck habe, dass die elektronische Technik zuletzt dann ein wenig Produktionsschmeichelei hinzu gefügt hat, um die Gesangsharmonie noch dicker, harmonisch reicher und eindrucksvoller klingen zu lassen. Macht aber nix, klingt gut. "A glimpse inside" leidet etwas unter der totalen Poplastigkeit. Der Neo Prog -Anteil ist zwar stets zu hören und die dicken, eingesampelten Bombast-Mellotron-Teppiche sind nett. Aber die Leichtigkeit der Kompositionen und die Liedhaftigkeit der Arrangements sind ein zu gewöhnlicher Kontrast zum fetten Mellotron-Sound. Für Geübte dieser Art.
Volkmar Mantei
© Progressive Newsletter 2009