CD Kritik Progressive Newsletter Nr.66 (09/2009)

Violeta De Outono - Volume 7
(46:12, Rock Symphony, 2007)

Das war schon verwunderlich, als ich beim Einhören des siebten Studioalbums dieser brasilianischen Band aus Sao Paulo im Internet las, dass es sich um eine Psychedelic-Spacerock-Band handelt. Denn die Musik erinnerte mich in ihrem Klangbild doch sehr stark an Camel, so dass ich erstmal Silberling und Booklet abglich. Aber - anscheinend ist alles o.k Musiziert wird auf dieser Scheibe mit vier Musikern (Keyboards, Drums, Bass, Gitarre), wobei der Gitarrist sowohl in Englisch als auch in Portugiesisch singt. Erkennbar psychedelisch ist nach den ersten Höreindrücken vielleicht der nuschelige, in den Hintergrund gemischte Leadgesang, der dadurch für mich aber auch gut bei den portugiesischen Texten zu ertragen ist. Vergleiche zu den Gesangsqualitäten der alten Caravan-Scheiben sind ebenfalls angebracht, Nachdem die erste musikalische Reise durch dieses Werk sich dem Ende neigte, wurde ich insgesamt doch stark an das Musizieren von Bands wie Pink Floyd, Camel und Hawkwind zu Beginn der siebziger Jahre erinnert. Zusätzlich höre ich beim letzten Song "Fronteira" eine musikalische Verwandtschaft zur norwegischen Softfusion-Formation Ruphus, wobei eine Gitarre im feinsten David Gilmour-Sound ertönt. Somit ist es schon erstaunlich, wie eine Band im Jahr 2007 diese antiquierten Soundlandschaften so stilecht nachbilden kann. Letztendlich musizieren die Brasilianer ganzheitlich ansprechend, wobei Hammondorgel- und Minimoogklänge sich melodisch und feinfühlig mit dem elektrischen Gitarrenspiel ergänzen. Schlagzeuger und Bassist sorgen für ein stimmiges Grundgerüst, wobei sie ihre Klasse auch schon mal durchblicken lassen. Irgendwie gibt es auf den acht Songs mit 46 Minuten Laufzeit zwar keine besonderen Höhepunkte, aber insgesamt wird die Musik doch äußerst charmant-melodiös in ihrem "Retrogewand" dargeboten. Als Zückerchen gibt es übrigens noch ein 5-minütiges Video einer Coverversion von Santanas "Let the children play" sowie reichlich Photos von den Studiosessions und für die Presse. Auf jeden Fall wird mir altem 70er Jahre Nostalgiker dieses Werk wohl hin und wieder mal Freude bereiten. Klangauszüge findet ihr bei MySpace.

Wolfram Ehrhardt



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