CD Kritik Progressive Newsletter Nr.66 (09/2009)

Tuonen Tytär II
(60:18 + 60:45 + 60:49, Musea / Colossus, 2009)

Wer auf finnische Progmusik der 70er Jahre steht oder diese mal entdecken möchte, dem ist diese Triple CD-Box zu empfehlen. Nachdem das finnische Prog-Magazin Colossus im Jahre 2000 noch in Kooperation mit dem italienischen Label Mellow Records ihr erstes CD-Projekt ebenfalls der finnischen Progmusik widmete (Tuonen Tytär), bringt man nun mit dem langjährigen französischen Labelpartner Musea neun Jahre später eine Fortsetzung heraus. Man greift auf den gut 182 Minuten Musik allerdings nicht auf Originalaufnahmen der damaligen Bands wie z.B. Wigwam, Tasavallan Presidentti, Haikara, Piirpauke oder Tabula Rasa zurück, sondern lässt deren Stücke von Prog-Bands des Jahres 2008 / 2009 aus der ganzen Welt neu interpretieren. Einzige Ausnahme ist der 12-minütige Bonus Track als letztes Stück, wo die Band Haikara ein eigenes Stück neu eingespielt hat. Musikalisch dürfte hier für jeden Progressive Rock Interessierten etwas dabei sein, da von jazzrockenden Kompositionen über psychedelische Klänge bis zu avantgardistischem Klanggut viele unterschiedliche Musikrichtungen zu hören sind. Natürlich sind ebenfalls Klänge aus dem sinfonischen Prog vorhanden, wozu vor allem gelungene Interpretationen von Bands wie "Samurai of Prog" (mit Mitgliedern von Yesterdays und Colossus Project), Overhead, Trion, Simon Says, Fauno Di Marmo oder Viima gehören. Auch auf diesem Colossus / Musea-Sampler ist es wieder äußerst interessant, sowohl einige mir bekannte Bands mit neuen Komposition zu hören als auch wiederum bisher unbekannte Gruppen oder Künstler zu entdecken. Wie immer bekommt der Progfan auf dem Colossus / Musea-Sampler neue Aufnahmen geboten, die ansonsten auf keinem anderen Output der Künstler zu finden sind. Mir bereitet diese Kompilation mal wieder Freude, auch wenn hier nicht alles meinem Geschmack entspricht. Denn musikalisch wird hier ein abwechslungsreicher Querschnitt der früheren finnischen Progszene in upgegradeten Coverversionen geboten. Zusätzlich liefert ein ausgezeichnet gestaltetes 64seitiges Booklet auch beste Informationen über die frühere Szene und die Bands, die auf diesen drei CDs vertreten sind.

Wolfram Ehrhardt



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