CD Kritik Progressive Newsletter Nr.66 (09/2009)

Tilt - Million dollar wound
(30:02, Privatpressung, 2009)

Steve Vantsis ist der Mann, der sich als treibende und bestimmende Kraft hinter Tilt verbirgt. Er war derjenige, der einen Großteil des letzten Fish Albums "13th star" mitgestaltete, bevor sich die Wege der beiden wieder trennten. Interessanterweise findet man auf "Million dollar wound" jede Menge aktuelle und ehemalige Musiker von Fish wieder, wie u.a. Frank Usher, John Wesley (inzwischen Live Gitarrist bei Porcupine Tree), oder auch Schlagzeuger Dave Stewart oder Gitarrist Robin Boult. "Million dollar wound" soll als EP nur einen Vorgeschmack dafür liefern, was noch folgen soll bzw. ist wohl eine Art Versuchsballon, wie diese Musik überhaupt ankommt. Man kann es geradeaus auf den Punkt bringen: die fünf Titel sind sehr gute, zeitgemäße Rockmusik, die sowohl Tiefgang, soundtechnische Feinheiten und stimmungsvolle Schönheit besitzt, aber genauso gut krachen kann. So könnte der Opener "No superman" als Spät Grunge im modernisierten Sound von Soundgarden durchgehen, während das verträumte "Long gone" besonders von der wunderbaren Stimme von Kaela Rowan getragen wird. Die verschiedenen Sänger/innen sind die eigentlichen Helden dieses Minialbums, denn ob kernige Rocker oder verträumte, ruhige Mid Tempo Nummer, alles ist überaus passend auf die Stimmen zugeschnitten. Zudem sind die Arrangements geschmackvoll und künstlerisch ansprechend zielgerichtet und ganz genau abgestimmt. Kein Ton ist hier zu viel, keine Klangschicht zu wenig. Ein modernes Rockalbum mit jeder Menge Atmosphäre, bei dem einfach alles stimmt Wenn das heutige Radioprogramm dieses Niveau hätte, könnte man glatt wieder in Versuchung kommen, den langsam immer mehr verstaubenden Kasten in der Ecke mal wieder einzuschalten.

Kristian Selm



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