CD Kritik Progressive Newsletter Nr.66 (09/2009)

Astral Travellers - The truth beyond
(47:18, Privatpressung, 2009)

Astral Travellers sind aus der Band Oker hervorgegangen, die 2002 "Oker" und 2004 "Transdimensional" aufgenommen hatten und selbst wiederum als Neugründung aus Lower Lifeforms hervorgegangen waren, die 1997 "Scratching the surface" und 1999 "Jezebel's kiss" eingespielt und veröffentlicht hatten. "The truth beyond" ist das Debüt unter neuem Namen in gleicher Besetzung seit Oker. Gerben van Oosterhout (voc), Jochem Brok (key), Barry Veeke (g), Maarten Vermeulen (b) und Tristan de Rijk (dr) sind mit Metal und Glamrock in den 1980ern aufgewachsen, und dem Erbe des klassischen Progressive Rock aus den 1970ern. Die ersten Bandversuche machten die Kids im Alter von 12 Jahren, woraus schließlich The Lower Lifeforms wurde. Der Band erwuchs ein gewisser lokaler Bekanntheitsstatus, den sie technisch und handwerklich wachsend stets ausbaute, mit Oker markierte und nun in Astral Travellers zur Höchstform bringt. Die Namensänderung hat musikalische Bedeutung, zuvor spielte die Band nicht die komplexe Musik wie jetzt, die Einflüsse wurden sortiert, die Ansprüche herausgeschält. Die Band selbst benennt ihre Idole mit Dream Theater, Tool, Metallica und Porcupine Tree ebenso wie mit den historischen Klassikern Deep Purple, Yes und Genesis. Der eigene Sound lehnt sich nicht besonders an eine Vorgabe an, lebt seine Intention frei aus. Die 5 Songs machen 48 Minuten voll, die Alternative Prog a la Tool, symphonische Einflüsse aus den 70ern, die nicht (!) retro klingen, Prog Metal, der nicht Dream Theater kopiert und knackigen Hardrock auf ansprechend eigene Weise verbinden. Bevor die Songs ihre volle satte Härte erreicht haben, bastelt die Band epische Themen, mäandert mit alternativen Ideen daran herum, feilt melancholische Spitzen und lotet spannende Tiefe aus, gleitet sphärisch über balladeske Harmonien, die kein Stück langweilig oder kitschig, sondern nachvollziehbar und ansprechend kunstvoll sind. Hauptinstrumente sind Keyboards und Gitarre, von der Rhythmusfraktion mit komplexer Struktur unterfedert. Was Gitarre, ist mehr als Riff; lange Themen in abwechselnd melodischem Spiel und Riffgewitter. Die diversen Sounds vom Keyboard sind keine Alltagsklänge. Tolle Soli und schwebende Tapetenhintergründe illuminieren die symphonische Stimmung, weit mehr bauen die Keys an der Songstruktur, sich von der Heavyness und bestimmenden Lautstärke der Gitarre nicht von der Bühne schubsen lassend. Sangesmann Gerben van Oosterhout kann sich gegen den überwiegend harten, nie in Frickelkomplexe geratenden Sound gut durchsetzen und mit Stimme und Gesangslinien durchsetzen. In progressiver Hinsicht ist "The truth beyond" kein komplexer Überflieger, in metallischer kein schwer brutales Werk, in symphonischer keine szenebannende Überraschung, die den Boden unter den Füßen wegzieht. Und doch ist die Platte in sich, als Mischung dieser Stile ein modernes, kluges und anspruchsvolles Werk, nicht retro, sondern aktuell, das zu beeindrucken weiß. Eher Hardrock als Metal, eher Metal als Progressive, eher Neo Prog als New Artrock, eher Progressive Rock als Alternative. Und gut komponiert.

Volkmar Mantei



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