CD Kritik Progressive Newsletter Nr.66 (09/2009)

Sylvan - Force of gravity
(69:30, Privatpressung, 2009)

Mit ihrem 2006er Werk "Posthumous silence" haben sich Sylvan selbst die die eigene Meßlatte und die damit verbundenen Erwartungen recht hoch gelegt. Nachdem man mit dem parallel zu "Posthumous silence" entstandenen "Presets" mehrheitlich auf eingängigere Stücke setzte, ist "Force of gravity" wieder ein "richtiges" Sylvan Album. Doch hat die Hamburger Band nicht einfach nur auf Bekanntes und Bewährtes gesetzt, sondern wiederum experimentiert man mit anderen Stilen und Ansätzen, erschuf das bisher abwechslungsreichste Werk, ohne dabei die eigene Identität aufzugeben. Bereits die ersten drei Nummern zeigen das recht breite Spektrum, welches Sylvan abdecken. Der Titelsong setzt als ausladende Art Rock Nummer auf Dynamikwechsel, sowie die große Gefühlswelt zwischen Traurigkeit und Bombast. "Follow me" kommt recht heavy, teilweise schon mit prog-metallischen Parts daher, überrascht zudem mit einigen schrägeren Parts, die man so von der Band bisher nicht kannte. Mit der Bombast Ballade "Isle of me" zeigt sich das Geschick der Hamburger Jungs, nach einem sanften, fragilen Beginn mit weitgreifender Melodik sinfonische Wohlfühl-Wellen aufzutürmen. Die gesamte Palette wird durch fast schon kommerzielle, auf den Punkt gebrachte Songs wie "Embedded" auf der einen Seite, aber genauso dem 14½-minütigen Longsong "Vapour trail" mit inhaltlichen Wechseln und Raum zu Ausgestaltung auf der anderen Seite abgerundet. "Force of gravity" benötigt einige Durchläufe, da das Album nicht von einem einheitlichen Fluss getragen wird, sondern die gewollten inhaltlichen Brüche einfach Zeit bis zum Erkennen der inneren Logik benötigen bzw. man sich einfach mehr mit dem Songmaterial beschäftigen muss. Natürlich sind die 11 Tracks immer noch im typischen Sylvan Sound gehalten und der Melodieanteil ist recht hoch, so dass man sich nicht völlig neu orientieren muss. Trotzdem geht die Band insgesamt kompromissloser und stilistisch vielschichtiger, sowie von der Gesamtstimmung düsterer vor. Ein mutiger und konsequenter Schritt, um der Gefahr zu entgehen, sich selbst zu wiederholen.

Kristian Selm



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