CD Kritik Progressive Newsletter Nr.66 (09/2009)
Setna - Circle I
(58:58, Soleil Zeuhl, 2007)
Setna reisen auf den Spuren Magmas. Weitaus weniger heftig und dramatisch fällt der Zeuhl Jazzrock der französischen Kapelle aus, zarter, leiser und intimer sind die Songs als die dramatischen Werke des Vorbildes, jedoch nicht weniger inspiriert und spannend. Die Reise nach Kobaïa fällt instrumental aus, vom lautmalerischen Gesang Natacha Jouëts begleitet, der dem disharmonisch mahlenden, stark retrospektiven Jazzrock, dessen Keyboardarbeit seine zweite Inspiration Chick Corea und Return To Forever (mit Flora Purim, nicht die Rockversion mit Al DiMeola) nicht verheimlicht, nicht stetig magmaesk, sondern ebenfalls von Flora Purim inspiriert, die vokale Führung gibt. Schlagzeuger Nicolas Candé hat sämtliche Songs geschrieben, im Mittelpunkt des instrumentalen Geschehens stehen die ausgefeilte, in sich pulsierende Arbeit der beiden Keyboarder sowie die Einsätze des Sopransaxophons, das weitaus weniger Raum hat, sich als führendes Melodieinstrument durchzusetzen. One Shot's James Mc Gaw ist als Sologitarrist in einem Song zu hören, plötzlich bricht der verinnerlichte Sound aus, gibt dem Gitarristen heftige, rasante Basis, der mit messerscharfer Attacke für Verzückung sorgt. Hoffentlich lädt die Band Mc Gaw zur Einspielung des II. Zyklus wieder ein! Von Setna gibt es eine abgespeckte Version namens Xing Sa, die jedoch noch kein Album veröffentlicht hat, online sind einige Tracks zu hören. "Cycle I" ist Setnas erstes Album. Nicolas Candé hatte mit seinem Jazzquartett im Jahr 2002 bereits ein Album veröffentlicht, auf zwei Jazzsamplern sind Stücke von Setna enthalten. "Cycle I" ist ein erstklassiges Jazz / Jazzrock / Zeuhl-Album, voll komplexer Harmonien, als sei es von Wissenschaftlern ausgetüftelt, konzentriert auf sich selbst bezogen, in sich rotierend und pulsierend. Ganz so, wie es in Weltraumraketen auf der Reise nach Kobaïa eben zugeht.
Volkmar Mantei
© Progressive Newsletter 2009